no rush november

76661233_592798588210581_7744579200153026560_nNovember: Die Insel leert sich zusehends, alle Events des laufenden Jahres passen auf eine der großen Anzeigetafeln, Himmel und Meer bilden eine graue Einheit, auch in diesem Moment regnet es; erst um 21 Uhr soll der andauernde Nieselregen kurz aufhören. Die Strandkörbe sind schon längst im Winterschlaf, in Hotels wird renoviert, was das Zeug hält und die Gastronomen können sich nach Monaten des Durcharbeitens endlich mal ein bis zwei freie Tage in der Woche erlauben oder überwintern direkt an einem sonnigeren Ort. Selbst am sonst so belebten Nordstrand kann man zuweilen allein unterwegs sein.
Auch für mich stehen deutlich weniger Veranstaltungen an als noch im September und Oktobert – in meine Wochen schleicht sich langsam so etwas wie Routine; Alltag.

 


74847193_2124336204334230_4597394823987593216_nSeit dem 1.11 gehe ich täglich mit einer Freundin ins Meer; schwimmen bei Temperaturen, die wenig Spaß, aber dafür umso mehr Gänsehaut machen. Das war ihre Idee – und ich reibe es ihr an besonders ungemütlichen Tagen gerne unter die Nase. Sie hat mir versprochen, dass ich am Ende des Winters nicht mehr wissen werde, was Cellulite überhaupt ist, die Idee hat mich also schnell überzeugt. Bis auf die vier Tage, an denen ich auf dem Festland war, quälen wir uns also – meist morgens – ins kalte Nass; und erzählen jedem Strandspaziergänger, dass es gar nicht so schlimm sei und man sich an alles gewöhnen würde. Stimmt auch; trotzdem meckern wir jeden Tag auf den ersten Metern vor uns hin und freuen uns stets auf die warme Dusche im Anschluss.

 


76654205_522484778592700_890575427469312000_nEine Unterbrechung meiner Einkaufen-Meer-Chor-Sport-Badehaus-Routine: Vier Tage Köln und Heimatbesuch, um meine Wohnung aufzulösen, Möbel zu schleppen und zu verkaufen, noch einmal Stand-Up-Bühnenluft zu schnuppern und: Bis um 12 einkaufen zu gehen; was für ein Leben. Auf der Fahrt von meiner Weserbergland-Heimat zurück nach Norderney verschwinden erst alle herbstlich-bunt-gefärbten Hügel, dann setzt Regen ein, die Landschaft vor mir ähnelt einem Pfannkuchen; nicht geschmacklick oder farblich, sie ist nur einfach sehr platt; Windräder über Windräder tun sich am Horizont auf. Aber dann, angekommen in Norddeich: Ein wunderschöner Sonnenuntergang überm Meer – zurück geht’s in die neue Heimat.


75464096_422387608696497_8092157726458642432_n(1)Anfang November war ich beim Song Ping Pong im Wohnzimmer des Insellofts. Und es hat wieder alles gepasst: Von der lauschig-gemütlichen Atmosphäre in kleiner Runde mit Sitzkissen, Kaminfeuer und Wein, über das gesamte Team des Insellofts, das wie immer superfreundlich war, hin zu großartiger musikalischer Unterhaltung von Neil Hickethier und Lennart Salomon. Entspannte Stimmung, Gitarre und Gesang und kleine Anekdoten aus dem Leben der Musiker: Das Wohnzimmerkonzert; ein Wohlfühlabend wie unter Freunden.


Ebenfalls zu Beginn des Monats: Der Talentetreff des Norderneyer Laientheaters. Das Treffen richtete sich an alle Norderneyer von 6 bis 99 Jahren und war keineswegs nur für Schauspieler gedacht. Ob man besonders gut nähen, schminken oder organisieren kann – für jeden gibt es etwas zu tun.  Ich ging gemeinsam mit einer Freundin zum Treffen – sie ist nun festes Mitglied in der Theatergruppe. Da die Woche nur sieben Tage hat, beschloss ich, dass ich mich lieber weiterhin Bodyforming statt Bühnenperfomance widme; und so weiterhin meine wöchentliche Portion Milchreis essen kann. Ich freue mich aber schon darauf, im Frühsommer eine Aufführung des Laientheaters besuchen zu können. 


76653276_1136219463383144_4716825525048311808_nIm Oktober war ich schon einmal für Kaffee, Tee und Klatsch& Tratsch in der Tagespflege Marienresidenz. Nicht nur der Ostfriesentee scheint auf Norderney nie auszugehen, auch Klatsch & Tratsch gibt es auf einer Insel immer zur Genüge: Der erste Rat, den ich von der bunt gemischten Gruppe aus Insulanern, Zugezogenen und Rückkehrern erhielt: „Werden Sie bloß nicht die Zweitfrau von jemandem. Das spricht sich hier immer direkt rum“. Vor einigen Tagen war ich dann erneut dort, dieses Mal ging es nicht um meine Männerwahl: Die Senioren aus der Tagespflege bekamen Besuch von Junioren aus dem benachbarten Kindergarten, um gemeinsam Weihnachtsdeko zu basteln.  Über 90 Jahre Altersunterschied lagen zwischen dem jüngsten und dem ältesten Mitglied der Runde.  Von Berührungsängsten keine Spur: Kaum waren die Bastelutensilien auf den Tischen verteilt, setzten sich auch die Kinder auf die leeren Stühle zwischen die älteren Herrschaften und hielten sich nicht lang mit Smalltalk auf – es ging direkt an die Scheren und Klebestifte.
Gute Laune, gegenseitige Hilfe, mit Glitzer überladene Sterne, Weihnachtsbäume und Engel, Klebereste auf den Tischen und gemeinsamer Stolz auf die fertiggestellte Weihnachtsdeko: Der Bastelvormittag war für alle Beteiligten ein schönes Erlebnis.