Spätsommer

118878691_3323746344517769_2835683590884247771_nMeine verbleibenden Tage auf Norderney sind nun im einstelligen Bereich angekommen – Job und Wohnung in Köln sind fix, die Umzugskartons füllen sich langsam und es gibt noch einiges zu planen und zu regeln. Eigentlich schade, da ich die letzten Tage auf der Insel noch möglichst intensiv auskosten und genießen möchte. Das Wetter kann sich derzeit nicht recht entscheiden, ob es mir den Abschied von der Insel leicht oder schwer machen will: Zwischen viele graue, nasse Tage schieben sich immer wieder wunderschöne Spätsommertage mit leuchtend blauem Himmel. Zum Glück gab es auch in den letzten Wochen noch einige Highlights, die ich auf der Insel erleben durfte; auch, wenn einigen aufmerksamen Lesern auffallen dürfte, dass ich nicht alles von meiner ursprünglichen Insel-To-Liste abhaken konnte – der Skydive, ein Inselrundflug, Segwaypolo und ein Ausflug auf die Nachbarinseln stehen noch aus; ich werde also noch einmal zurückkehren müssen, auf „meine“ Insel.


Überraschungsmenü im Strandpieper 118793118_2751129075164514_2865207436849016094_n
Im Strandpieper am Oase-Strand ist Abendessen ein bisschen anders, als man es gewohnt ist. Statt das Gericht einfach von der Karte auszuwählen, gibt es ein Überraschungsmenü – man gibt einfach an, ob beim 3-Gänge-Menü Fisch, Fleisch, Vegetarisch oder die vegane Option bevorzugt wird und dann kann man sich schon zurücklehnen und vom Team des Strandpiepers überraschen lassen.
Ich finde, dass schon der Weg zum Strandpieper zu einem gelungenen Abend beiträgt – immerhin muss man erst einmal die Stadt verlassen und bis zum Ende des befahrbaren Teils der Insel kommen. Ich nehme das Fahrrad, man kann aber natürlich auch zu Fuß, mit dem Taxi, Bus, der Bimmelbahn oder dem eigenen Auto bis zum Oase-Strand kommen.
Auf dem Weg erwische ich gleich zwei Regenschauer; aber pünktlich zu meiner Ankunft im Strandpieper kommt die Sonne raus und ich kann auf der großzügigen Terrasse Platz nehmen. Die weißen Sonnensegel des Restaurants sieht man schon aus großer Distanz zwischen den Dünen aufleuchten; kaum, dass man die magische Touristen-Grenze, die sich entlang der Weissen Düne zieht, überschritten hat.

Das Restaurant ist zwar schick, aber keineswegs so, dass man sich in Alltagskleidung unwohl fühlen müsste. Man kann also kommen, wie man sich wohlfühlt – solange das nicht bedeutet, dass man die FKK-Regelung vom rechten Teil des Oase-Strand ins Restaurant überträgt.

118768367_309508020304826_5906720581329053844_nIch lege mich auf keine der Optionen für das Drei-Gänge-Menü fest und lasse dem Küchenteam freie Hand. Vorweg bekomme ich einen Gruß aus der Küche – Currywurst mit hausgemachten Ingwer-Curry-Ketchup. Als Vorspeise gab es getrüffelte Spaghettini in einem Parmesannest. Als Hauptgang gab es das Filet vom Steinbutt mit grünem Spargel, getrüffelten Kartoffelpüree und einem Bouillabaissefond. Zum Dessert wurde eine Nougat-Creme-Brûlée mit einer Kugel Vanilleeis serviert, gekrönt von Engelshaar. Was alle Gänge miteinander gemein haben: Sie sind fast zu schön angerichtet, um sie zu essen – aber letztlich zu köstlich, als dass man sie auf dem Teller lassen könnte.
Meiner Meinung nach stimmt hier einfach alles: Das Team des Strandpiepers ist super aufmerksam und bemüht, jedem Gast eine besonders schöne Zeit zu ermöglichen; die Qualität des Essens ist großartig und meinen Befürchtungen zum Trotz sind die Portionen keinesfalls zu klein, sondern völlig angemessen. Qualität, Kreativität und Präsentation der Speisen in einer Form, der man auf der Insel sonst nicht oft begegnet.

Wem die wunderschöne Natur Richtung Ostende nicht genügt, für den dürfte jetzt ein Besuch im Strandpieper-Restaurant ein neuer Grund sein, einmal in den Osten der Insel zu fahren. Auch tagsüber lohnt sich das Restaurant und der dazugehörige Kiosk am Strand für Kaffee und Kuchen, einen Imbiss oder ein kühles Erfrischungsgetränk. Und falls das Wetter einmal nicht mitspielen sollte: Auch der Innenbereich des Restaurants ist sehr gemütlich und lädt zum Verweilen ein.
  
Am Leuchtturm 12 , Ruhetag: Mittwoch


Golfplatz Norderney
118787286_932571753930948_8816757958559831431_nJeder, der schon einmal Richtung Leuchtturm gefahren ist, kennt sie; die Schilder, die einen unweigerlich den Kopf einziehen und nach umherfliegenden Bällen Ausschau halten lassen: „Golfplatz|Vorsicht!|Fliegende Golfbälle|Gelände bitte nicht betreten|Golfclub Norderney e.V.“.
Vor kurzem durfte ich endlich Teil des Grunds werden, weshalb Radfahrer auf Höhe des Golfhotels ängstlich werden. Ich treffe mich mit Jan-Jorgen de Vries, Golflehrer auf dem Golfplatz Norderney; dem ältesten Dünengolfplatz Deutschlands.
Zunächst zeigt mir Jan-Jorgen den Golfplatz und erklärt mir währenddessen die Besonderheiten eines Links-Course bzw Links-Golfplatz, erzählt mir etwas über die Geschichte des Golfsports und die grundlegenden Regeln beim Spiel. Ich könnte ihm ewig zuhören; nicht nur, weil er gut erzählen kann und immer mal wieder Witze in seine Erzählungen einbaut, sondern auch, weil er ursprünglich aus Den Haag kommt. Würde ich Hörbücher hören – dann nur welche, die von Holländern eingesprochen wurden.

118767752_904787906924519_697682573730841780_nDer Golfplatz auf Norderney ist wunderschön, naturbelassen und bietet ganz besondere Ausblicke – und hat recht wenig gemein mit den saftig-grünen, exakt angelegten Golfplätzen, wie man sie von manchen Hotelanlagen kennt. Und genau das ist auch die Besonderheit eines Links-Course: Das hat nämlich nichts mit der Richtung zu tun, wie Golf-Laien wie ich vermuten dürften, sondern bezeichnet die Art von Golfplatz, die meist auf Küstenabschnitten zu finden und besonders naturbelassen sind. Dünenlandschaften und sandiger Boden sowie häufig wechselnde Wind- und Wetterverhältnisse prägen das Spiel auf einem Links-Golfplatz.

Nach dem Gespräch und einem Rundgang über den Golfplatz darf auch ich ein paar Bälle schlagen. Dazu gehen wir auf die Driving Range – und ich stelle fest, dass ich beim Golfen Linkshänder zu sein scheine. Zumindest einige gute Abschläge schaffe ich, nachdem Jan-Jorgen mir einige Tipps zu Körper- und Schlägerhaltung gibt.
Nachdem ich (trotz der Golfball-Warnschilder) den Golfsport auf der Insel lange nicht wirklich wahrgenommen habe, hat mir der Nachmittag auf dem Golfplatz wirklich viel Spaß gemacht. Ob Golfen auf eigene Faust oder ein Golfkurs allein oder in der Gruppe: Als Abwechslung zu Strandspaziergängen und Restaurantbesuchen kann ich den Golfplatz Norderney nur empfehlen!


Hinter den Kulissen vom Badehaus  118790218_755764728609626_7931897999166815272_n
Im Badehaus war ich natürlich schon oft – ob zum Baden auf der Wassereben, zum Entspannen in der Sauna oder beim ganz besonderen, monatlich stattfindenden Event „Meeresleuchten“.
Hinter den Kulissen war ich nun zum Ende meines Inselbloggerjahres hin das erste Mal.
Ich treffe mich mit Herrn Wenzig, dem Geschäftsführer des Badehauses, und habe zunächst einige Fragen, die wenig mit der Aufbereitung des Wassers und den technischen Hintergründen zu tun haben. Denn: Mir sind die vielen Schilder im Badebereich sowie wartende Gäste im Eingangsbereich aufgefallen. Herr Wenzig erzählt mir, welche Auflagen das Badehaus wegen Corona zu erfüllen hat. So gibt es eine Maximalanzahl für jede Ebene im Badehaus, für jedes Schwimmbecken und jede Sauna. Auf der Wassereben weisen Infoschilder die Gäste darauf hin, wie viele Schwimmer sich in einem Becken aufhalten dürfen, auf der Feuerebene wird die Auslastung der Saunen durch Kopfstützen geregelt: sind alle Kopfstützen vergriffen, ist die Sauna voll belegt. Bis zu den Umkleiden müssen Masken getragen werden, die öffentlichen Bereiche noch häufiger gesäubert werden.

Eine Menge zusätzliche Arbeit also für das Team vom Badehaus, das nun nur noch etwa die Hälfte an Badegästen begrüßen kann. Ohnehin gibt es immer viel zu tun, im größten Thalassohaus Europas, das sich über 8.000 qm erstreckt. Herr Wenzig führt mich in den Keller des Badehauses, einen Bereich, in dem viel passiert, um den Gästen einen wohltuenden Aufenthalt zu ermöglichen; einen Bereich, an den wohl kaum ein Gast denkt, während er im warmen, sprudelnden Salzwasser entspannt. Auch im Keller des Badehauses ist es warm, immerhin laufen hier zig Filter, Pumpen und Wellenanlagen auf Hochtouren, damit der Betrieb im Badehaus reibungslos abäuft. Eine Menge Rohre verlaufen unter der Decke; Herr Wenzig kann über gefühlt jedes Rohr und jede Pumpe sagen, zu welchem Becken es gehört und welchen Zweck es erfüllt.
118790513_3260105117358516_6942861923768514246_nDas Wasser bezieht das Badehaus aus der Nordsee, am Weststrand ganz in der Nähe des Badehauses. Da einige Becken einen Salzgehalt wie das tote Meer aufweisen, wird zusätzlich Sole aus Süddeutschland bezogen; anders als in vielen anderen Thermen, in denen einfacher Salzzusatz verwendet wird. Auch der heilsame Norderneyer Schlick kommt direkt aus der Norderneyer Natur: Einmal jährlich werden mehrere Tonnen Schlick entnommen und dann im Badehaus aufbereitet. Die Schlickmühle, die Herr Wenzig mir zeigt, erinnert etwas an einen Betonmischer – und der Geruch erinnert mich ganz deutlich an meine Wattführung im Norderneyer Wattenmeer.
Nach der Führung durch die Kellerräume des Badehauses darf ich noch eine Anwendung testen. Das Badehaus bietet zahlreiche Thalasso-Anwendungen wie Schlick-Packungen, Massagen, Bäder oder Peelings an. Ich erhalte ein Fußpeeling mit Original Norderneyer Schlick und eine Fußmassage – obwohl ich anfangs doch recht kitzlig bin, finde ich die Massage extrem entspannend und den wärmenden Schlick sehr angenehm auf der Haut. Dem Norderneyer Schlick werden durch seine entzündungshemmenden und stoffwechselfördernden Inhaltsstoffe viele positive Auswirkungen auf den Körper zugeschrieben. Nachdem der Schlick auf meine Füße aufgetragen wurde, werde ich bei sanften Klängen klassischer Musik und mit einer Wärmflasche kurz allein gelassen; fast döse ich ein, so entspannt bin ich. Nach einer Weile wird der Schlick wieder abgewaschen und ich bekomme noch eine Massage; draußen höre ich den Wind pfeifen und die Regentropfen gegen das Fenster prasseln; ich könnte noch ewig dort bleiben.



Sommer


In den letzten Wochen kam die Sommersaison endlich so richtig in Schwung: Teilweise zu sehr für Corona-Beschränkungen, an die sich auch die Frisia halten muss.
Mein Bruder beispielsweise musste eine weitere Stunde in Norddeich verweilen, da die Fähre keine weiteren Passagiere befördern durfte – gut, dass die Fähre zumindest wieder häufiger fährt; zu Corona-Hochzeiten hätte auf die nächste Fähre zu warten häufig bedeutet, dass auf den nächsten Tag gewartet werden muss.


IMG_20200626_210109_891Mit meinem Zwillingsbruder stand viel Sport auf dem Programm: Radtouren, Tennis, Stand-Up-Paddling (Peppa war das erste Mal mit auf dem Brett) und ein Windsurfkurs.
Der Kurs geht je nach Zeit der Teilnehmer 3 bis 5 Tage lang, enthält aber immer 10 Praxis- und 2 Theoriestunden. Am Ende des Kurses steht den Teilnehmern frei, ob sie eine Prüfung ablegen wollen oder nicht.
Wir machen den Kurs an vier Tagen und: Haben riesiges Glück mit dem Wetter. Die Sonne scheint und Wind ist an allen Tagen perfekt für Anfänger geeignet.
Die Gruppe besteht aus vier Leuten; die Surflehrerin hat also für jeden ausreichend Zeit und die Möglichkeit, sich um alle Fragen und Problemchen zu kümmern.
Nach ein paar theoretischen Einweisungen und ersten Trockenübungen an Land geht es schon am ersten Tag direkt aufs Wasser. Angeblich sind wir alle richtig gut: Keine Ahnung, ob das tatsächlich stimmt, oder ob es zum Job gehört, Teilnehmer zu loben, damit sie bei der Stange bleiben. Ich find mich auf jeden Fall ziemlich gut, also muss es wohl stimmen.
Am zweiten Tag gibt’s mehr Wind – und zusätzlich bekomme ich ein größeres Segel, also zwei neue Herausforderungen auf einmal. Nachdem wir am ersten Tag meist einfach abgestiegen sind, um die Richtung zu ändern und die langsame Wende lernten, lernten wir am zweiten Tag bereits, wie man schnell wendet und lenkt.
IMG_20200626_204939_799Am dritten Tag gab es vorm Windsurfen noch einmal eine längere theoretische Einheit, um uns auf die (freiwillige) theoretische Prüfung am nächsten Tag vorzubereiten.
Am nächsten Tag stand dann die theoretische Prüfung an; lernen ist leider nicht so meins, es klappte aber auch so. Nach bestandener Prüfung ging es  noch einmal für ein paar Stunden aufs Wasser – wir lernten eine (noch schnellere) Wende, fuhren zeitweise in der Gruppe – und waren am Ende alle ziemlich k.o. Ich nahm mir ein Andenken an den Surfkurs mit, das bis heute mein Gesicht ziert: In den letzten zehn Minuten fiel mir der Mast gegen den Kopf. Ergebnis: Blaues Auge, dickes Ei, einige Kratzer.

Der Kurs hat super viel Spaß gemacht, gerade weil wir in einer kleinen Gruppe waren und die Surflehrerin uns alles bestens erklären konnte. Besonders gut an einem Windsurfkurs auf Norderney: Wind ist eigentlich meistens da.

IMG_20200717_162336_649Auch Peppa wird endlich ein Surfer-Girl: Mittlerweile ist sie auf dem Stand-Up-Paddle-Board ziemlich entspannt und schläft fast.


Vor einigen Tagen dann ein weiteres Highlight: Ich wollte schon lange mal einen Strandritt machen – und war immer ein klein wenig neidisch, wenn ich andere Reiter am Strand entlang – und durchs Wasser reiten gesehen habe. Die Reitschule Junkmann neben der Meierei bietet ganzjährig Strandritte an und führt diese auch immer durch, sofern kein Sturm oder Gewitter ist. Wir haben zum Glück gutes Wetter – und so treffen wir uns bei schönstem Sonnenschein auf dem Hof der Reitschule. Das Team der Reitschule Junkmann kümmert sich bestens um alle Teilnehmer des Strandritts, versorgt uns mit Helmen und ordnet uns die Pferde zu.

IMG_20200717_191040_056Auf dem Ausritt sind wir mit den beiden Begleitpersonen zu zehnt: So groß sind die Gruppen allerdings nicht immer – wenn sich nur eine Person anmeldet, wird der Strandritt eben auch zu zweit durchgeführt. Die Reitschule Junkmann bietet aber auch Individualritte an – ob für Hochzeitspaare oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen; das Team versucht, auf alle Wünsche einzugehen. Ich hatte früher selber zwei Pferde, habe aber seit mindestens fünf Jahren gar nicht im Sattel gesessen, deshalb habe ich mich lieber für einen Anfängerritt angemeldet. Das ist auch das häufigste Problem bei den Gruppenritten, wie mir Arne Sauerbrey später erzählt: Dass die Teilnehmer ihr Können häufig überschätzen und dann tatsächlich weit unter dem Leistungsniveau der Gruppe liegen. Ich fühle mich zurück im Sattel zum Glück ein wenig wie beim Radfahren: Gefühlt habe ich nichts verlernt. Ich erinnere mich an alle Sätze, die sich mir vor Ewigkeiten im Reitunterricht ins Gedächtnis gebrannt haben: Schenkelschluss, Hacken nach unten, aufrecht sitzen.
Mein Pferd heißt Rolex; ein entspanntes Pferd, das seinen Job kennt und ausführt, ohne zu murren.
IMG_20200717_191040_058Durch die Dünen geht es für uns an den Nordstrand –  mal im Schritt, mal im Trab und mal im Galopp bis fast zur Weissen Düne. Als wir ins Meer gehen, merkt man, dass auch die besttrainierten Pferde eben doch nur Tiere sind: Die einen mögen das Wasser, die anderen nicht so sehr – und eins der Pferde will am liebsten gleich baden gehen. Wir schaffen es aber dennoch alle wohlbehalten zurück zum Stall. Ohnehin gibt es von den Ausritten kaum Unfälle oder Verletzungen zu vermelden, meint Arne.
Zurück auf dem Hof werden die Pferde abgesattelt, die Beine gewaschen und dann geht’s in die Box: Feierabend!


IMG_20200712_194000_124Am 18.07 wäre eigentlich der Insellauf gewesen; mit mehreren hundert Läufern. Coronabedingt musste dieser – wie so vieles – ausfallen. Als Entschädigung für die, die eigentlich mitgelaufen wären, als Einstimmung für den neuen Insellauftermin am 11.Oktober und einfach als kleine Inseltour für alle, die gedanklich fast immer bei ihrer Lieblingsinsel sind, wurde dennoch ein kleiner Insellauf gestartet und live auf Instagram und Facebook gestreamt.
Ich gehörte zu dem Team, das stellvertretend für alle anderen Teilnehmer an den Start ging – und meine Vorbereitung für den Lauf war..eher dürftig. Einmal plante ich, joggen zu gehen, kam mir aber schon nach wenigen Metern dämlich vor: Jeder, der mich dabei sehen dürfte, würde sich wundern – da war ich mir sicher. Ich arbeite nur 30 Stunden im Monat, wohin sollte ich es also so eilig haben, dass ich mich nicht einfach wie ein normaler Mensch in einer ganz normalen Schrittgeschwindigkeit fortbewegen könnte? Will ich langsam vorankommen, gehe ich; will ich schnell ans Ziel kommen, fahre ich Rad. Laufenderweise schnell sein zu wollen, erscheint mir einfach unsinnig. Niemand hat das Rad erfunden, nur, damit wir nach wie vor unsere Füße benutzen.
Zwei Tage vor dem Lauf ging ich dann tatsächlich einmal joggen, nur um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lang fünf Kilometer sind: Gar nicht mal so lang.
Der Insellauf startete um 20 Uhr, ich war seit 12 Uhr auf dem 30. Geburtstag einer Freundin: Wenn Bier trinken als Aufwärmprogramm gilt, dann bin ich auf jeden Fall top vorbereitet an den Start gegangen. Aber wie ich hörte, scheint das mittlerweile Inselbloggertradition zu sein, angetrunken oder verkatert zu Sportveranstaltungen zu erscheinen – zumindest hat mein Vorgänger das genauso gemacht.
In einer Gruppe von 7 Läufern und 2 Radfahrern mit Kamera ging es los – die ersten Kilometer klappte das auch ganz gut, bis sich dann die schnelleren Läufer samt Radfahrern absetzten – und samt Läufer auch die Kenntnis über die richtige Route verschwand. Zwar waren die meisten ganz gut ins Schwitzen gekommen, aber eben nicht genug, als dass ich den Weg anhand einer Geruchsfährte hätte erahnen können; auch Wegweiser gab es keine. Ins Ziel gekommen sind wir dennoch alle, wenn auch auf unterschiedlichen Wegen und mit unterschiedlichen Zeiten.


IMG_20200623_133648Der Roman „Der Dünensommer“ von Sylvia Lott nimmt den Leser mit auf eine Reise nach Norderney. Das Besondere daran: Man erfährt die Insel im Buch nicht nur so, wie die meisten von uns sie jetzt kennen, sondern reist auch in die Vergangenheit. Der Roman spielt in zwei Zeiten: Im Jetzt, aber auch im Jahr 1959. Ein Buch, dass sich nicht nur für Inselfans eignet, die viele ihrer Liebslingsorte im Buch wiederentdecken können, sondern dass auch Sehnsucht bei Lesern wecken dürfte, einmal an den Handlungsort zu reisen. Ein schöner Sommerroman, der neben Handtuch und Sonnencreme in jede Strandtasche gehören sollte.

„Norderney 1959. Ulla führt ein scheinbar sorgloses Leben. Sie ist jung und gutaussehend, mit einem wohlhabenden Hamburger Verleger verheiratet und verbringt die Sommermonate im schicken Nordseeheilbad. Doch ihr Aufenthalt dort hat einen ernsten Hintergrund: nach drei Jahren Ehe sind Ulla und ihr Mann noch immer kinderlos, das maritime Klima soll Ullas Gesundheit stärken. Fernab vom stickigen Hamburg flaniert sie auf der Strandpromenade, badet, feiert und genießt das ungewöhnlich heiße Wetter. Man spricht von einem Jahrhundertsommer, und alle spielen ein bisschen verrückt. Ulla lernt den mittellosen jungen Fotografen Hans kennen, der so anders ist als ihr Gatte. Bald entstehen zarte Gefühle zwischen den beiden und als das Ende des Sommers näher rückt, muss Ulla eine schwierige Entscheidung treffen…“

März

89833594_200705954534468_2399085671173062656_nEndlich Frühling! Langsam mischen sich wenige graue Tage unter viele blaue Tage denn andersherum, ich konnte schon einige Male draußen auf der Terrasse frühstücken und mit Freunden und Peppa die Sonne genießen. Ohne Jacke nach draußen gehen können und bemerken, dass man gar kein schlecht gelaunter Mensch, sondern bei besserem Wetter tatsächlich ziemlich gut drauf ist: Der Frühling bringt eine echte Verbesserung der Laune und der gesamten Lebensqualität mit – und macht richtig Lust auf den Insel-Sommer.

Gut, eine gar nicht mal so kleine Einschränkung gibt es aktuell (und ich wette, jeder von euch kann das C-Wort schon nicht mehr so wirklich hören): Corona. Besonders ausgiebig möchte ich mich dem Thema aktuell auch nicht widmen – mein Blog bleibt also vorerst corona-freie Zone. Irgendwann erzähle ich bestimmt, wie ich die Zeit hier wahrgenommen habe, aber vorerst reicht es mir persönlich, Expertenmeinungen zu dem Thema zu lesen. Ich denke für uns alle bleibt die nächste Zeit spannend, ich zum Beispiel hätte noch letzte Woche nicht für möglich gehalten, dass Norderney tatsächlich „abgeriegelt“ wird.

Bleibt ruhig, besonnen, hört auf Experten, glaubt keinen Fake-News, passt aufeinander auf, bleibt gesund, seid lieb zueinander und handelt nicht egoistisch. Und für alle, die sich ärgern, weil der geplante Norderneyurlaub ins Wasser fällt: Es gibt so viel größeres Leid – und bald ist „eure Insel“ auch wieder für euch da! 🙂

Happy Kreativ

89863963_567969830596129_5330716135652327424_nDonnerstagabend, 19.30 Uhr, es hat seit Stunden nicht mehr wirklich aufgehört zu regnen und kalt ist es irgendwie auch – gut, dass mein nächster Termin im Trockenen stattfindet und zudem die Stimmung aufzuhellen verspricht: „Happy Kreativ“, ein Kreativkurs   unter Leitung von Sabine Ehrenberg.  Zur gemütlichen Stimmung in der wunderschönen Norderneyer Bibliothek passt auch die Teilnehmerzahl: Gerade einmal drei Leute werden an diesem Abend Karten mit maritimen Motiven gestalten. In anderen Monaten, wenn mehr los ist auf der Insel, seien auch die Kurse entsprechend voller, sagt mir Sabine Ehrenberg. Zu Beginn des Abends erklärt sie, mit welchen Materialien und Werkzeugen wir arbeiten können und zeigt, wie Wassertankpinsel anzuwenden sind und mit welcher Technik bestimmte Effekte entstehen können. Die beiden anderen Kursteilnehmer sind – was künstlerische Gestaltung angeht – deutlich erfahrener als ich und legen mit eigenen Ideen und einer Menge Know-How direkt los. Gut für Sabine Ehrenberg; schließlich fordert meine mangelnde Begabung nahezu Eins-zu-Eins-Betreung. Gefühlt habe ich zuletzt in der Schule mit bunten Stiften und Kleber gearbeitet.
89292971_2480643488915346_6321523391002050560_nNach einigen Hilfestellungen, weiteren Erklärungen (bei denen sie innerlich vielleicht die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, es sich aber nie hat anmerken lassen) und einigen Neustarts, nimmt auch meine Karte langsam Gestalt an und wir vertiefen uns in kleiner Runde nicht mehr nur in die Bastelarbeit sondern auch in Gespräche über die Insel, unsere Heimatorte (die gar nicht so weit auseinander liegen) und anstehende Pläne für die nächsten Tage. Die Zeit vergeht wie im Flug; auch wenn ich nicht wie die anderen Teilnehmer von mir behaupten kann, dass ich bei Bastelarbeiten gut entspannen könnte – zu groß sind noch die „Versagensängste“. Am Ende bin ich dann aber doch ganz zufrieden mit den beiden Karten, die ich gestaltet habe – der Kurs ist aber schließlich auch „für jedes Level geeignet“. Weitere Kreativ-Kurs-Angebote sind unter anderem Handlettering, Malen mit Acryl oder Kreative Handyfotografie. Ich habe definitiv Lust bekommen, noch an weiteren Kursen teilzunehmen und kann euch die Kurse nur ans Herz legen – nicht nur bei schlechtem Wetter. Vielleicht entdeckt ihr ja eine neue Leidenschaft oder einen neuen Lieblings-Zeitvertreib.

Escape Room

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„Ahoi und Herzlich Willkommen im Piratennest! Eine Stunde habt ihr Zeit, um alle Rätsel zu lösen, den sagenumwobenen Piratenschatz zu finden und wieder zu flüchten. Schafft ihr es nicht, bleibt ihr für immer gefangen..“

Norderney ist um eine großartige Attraktion reicher: Am Golfhotel Richtung Leuchtturm gibt es seit wenigen Tagen einen Escape Room. Für die, die das Prinzip eines Escape Rooms bzw. Exit Spiels noch nicht kennen: In der Regel wird ein Team in einen Raum eingeschlossen und muss in einer angegebenen Zeit durch das Untersuchen der Umgebung, Finden von Hinweisen und Lösen von Rätseln diesem Raum wieder entkommen.

Der Escape Room auf Norderney ist – passend zur Insel – im Piratenstil eingerichtet und auch die dem Spiel zugrunde liegende Geschichte ist eine Piratengeschichte. Mitte dieser Woche testete ich mit drei Freunden „Das Piratennest“ und: Wir sind begeistert. Das Problem, an einem Bericht über einen Escape Room: Man darf und kann nicht besonders viel erzählen oder viele Fotos von den Räumlichkeiten hochladen – schließlich kann jeder Gegenstand im Raum ein Hinweis sein, der beim Lösen der Rätsel hilft.

89352151_1108805982806406_7529529586346885120_nSo viel sei verraten: Wir haben alle Rätsel gelöst (weshalb ich diesen Text nun von zuhause aus verfassen kann), wenn auch mit einigen Hilfestellungen und etwas mehr Zeit, als wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Die Räumlichkeiten sind wirklich toll und authentisch gestaltet, die Spielregeln werden super erklärt und das Gehirn ordentlich gefordert. Wir hatten eine Menge Spaß und sind der Meinung, dass genau so etwas der Insel noch gefehlt hat: Eine super Möglichkeit zur Freizeitgestaltung, auch wenn das Wetter mal nicht so mitspielt.
Außerdem: Gute Nachrichten für alle, die unter Platzangst leiden: In den Escape Room auf Norderney wird man tatsächlich nicht eingeschlossen, man kann den Raum also jederzeit verlassen. Teilnehmen können alle ab 12 Jahren, eine Teilnehmerzahl von 2 bis 8 Personen wird empfohlen. Das Escape-Room-Erlebnis kann in Kombination mit einer Segway-Tour gebucht werden: www.landtours-norderney.de

Strand- und Dünenwanderung

89830925_621321938600397_8781534272780500992_nObwohl das schöne, gelbe Gebäude mitten im Stadtkern liegt, ist mir das Inselhotel Bruns noch nie wirklich aufgefallen. Gut, wahrscheinlich achtet man als Einwohner auch einfach nicht besonders auf Hotels – schließlich hat man eine Wohnung und ist deshalb nicht auf Hotelzimmer angewiesen. Letzte Woche wurde mir dann angeboten, einmal bei der geführten Strand- und Dünenwanderung des Inselhotels mitzugehen. Ein in meinen Augen perfekter Programmpunkt: Ich durfte Peppa mitnehmen, das absolut traumhafte Wetter genießen und das Ganze dann letztlich unter Arbeit verbuchen.
Am Treffpunkt vor dem Hotel in der Langestraße versammelten sich deutlich mehr Menschen, als ich erwartet hatte; mit gut 30 Mann starteten wir vorbei am Kaiser Wilhelm Denkmal, das vielen auch als „Klamottendenkmal“ bekannt sein dürfte, Richtung Strand. Auf der Promenade und am Strand entlang wanderten wir bis zur Thalassoplattform, nicht ohne immer mal wieder für eine kurze Anekdote oder Wissenswertes stehen zu bleiben. Von der Plattform aus ging es durch die Nordhelmsiedlung in den Wald, zum Kap und von dort aus durch den Kurpark Richtung Kurplatz.
Nach sechs Monaten ging ich wieder einmal davon aus, schon alles zu kennen und zu wissen – und tatsächlich kannte ich zumindest alle Straßen und Wege, auf denen wir unterwegs waren. Viele interessante Informationen zu Bauwerken und Denkmälern oder beispielsweise die Erklärung, woran man erkennt, ob man sich in der Zeitspanne ablaufenden oder auflaufenden Wassers befindet, waren mir hingegen neu.
89898075_646721989463559_7748554845220503552_nIch hatte mir wirklich einen guten Tag ausgesucht, um bei der Wanderung mitzugehen: Das Wetter war großartig, im Wald lief – fast wie bestellt – das Damwild umher und die Gruppe war – obwohl ich normalerweise Spaziergänge in großen Gruppen meide – sehr angenehm.
Am Conversationshaus vor strahlend blauem Himmel endete die Strand- und Dünenwanderung – ganz nebenbei hatte man also nicht nur viel gelernt und die Natur genossen, sondern auch einen ordentlichen Weg zurückgelegt. Die Strand- und Dünenwanderung ist Teil des Angebots „4 Tage Meer Urlaub“, in dem außerdem auch eine Inselradtour und ein deftiges Eintopfessen enthalten ist. Den Gästen wird bei Buchung des Arrangements also nicht nur Kost & Logis geboten, sondern auch ermöglicht, an einigen tollen Programmpunkten teilzunehmen.

Februar

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Sturm, Sonne, Schnee: Zumindest wettertechnisch hat der Februar das volle Programm geboten.

Während der Januar sich schier endlos in die Länge gezogen hatte, raste der Februar gefühlt dahin. Klar, zwei Tage weniger sind zwei Tage weniger, aber dennoch – die 29 Tage sind vergangen wie sonst eine Woche. Unter viele grau-in-grau-Tage mischten sich einige wirklich schöne Sonnentage, die ersten Frühlingsboten blühen in den Wäldern und Parks.

Dann war da noch Sturm Sabine, der einige Urlauber von der Insel fern- und andere wiederum auf Norderney festhielt. Dass keine Fähren mehr fahren konnten, bedeutete auch, dass Restaurants, Supermärkte und Geschäfte keine Ware mehr erhielten und einige Arbeitskräfte auf der falschen Seite des Wassers festsaßen.
Mich betraf das alles nicht sonderlich; die einzige Einschränkung für mich war, dass ich Peppa am Strand nicht ohne Leine laufen lassen konnte – sobald nicht alle Beine am Boden waren, flog sie mir fast davon. Wegen der Sturmflut gab es teilweise ohnehin kaum Strand – und wir verlegten unsere Gassi-Runden ins Inland.


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Entspannte Musik, eine gigantische Gin-Auswahl, leckere Cocktails und ausgelassene Stimmung: Das Atelier im Kurtheater.

Der Februar war – die Eventfülle betreffend – recht dünn; ich vertrieb mir die Zeit mit Hund, Freundinnen (die mich im Doppelpack mit Hund gefühlt noch lieber mögen), Hunde-Playdates, gutem Essen, Badehaus und Sport. Für den März stehen schon jetzt einige Veranstaltungen auf dem Plan und ich bin gespannt, was das Frühjahr mit sich bringt. Schenke ich den Worten meiner Freunde Glauben, ist mein laues Leben spätestens ab Ostern vorbei – wenn nicht nur die Insel, sondern auch mein Terminkalender sich füllen dürfte.


Zu meinem zweiten Wohnzimmer – beziehungsweise sogar ersten Wohnzimmer, da man eine Ein-Raum-Wohnung kaum in verschiedene Zimmer teilen kann, wurde im Februar das Atelier (Atelier Art&Bar im Foyer des Kurtheaters). Ob auf eine Schorle, ein Bier oder einen der vielen, kreativen Cocktails – in der supergemütlichen, rauchfreien Bar mit gigantischer Gin-Auswahl lässt sich sowohl unter der Woche als auch am Wochenende wunderbar die Zeit vertreiben. Nicht nur das Atelier hat wieder geöffnet, auch Kinofilme werden endlich wieder im historischen Kurtheater gezeigt – nachdem monatelang das Conversationshaus als Kinosaal herhalten musste.


87952334_199118104686203_8760684289617559552_nApropos Wohnzimmer – auch in diesem Monat war ich wieder bei einem Wohnzimmerkonzert im Inselloft. Und wie schon beim letzten Mal war es wieder ein wunderschöner, entspannter Abend mit Wein, guten Freunden, toller, heimeliger Atmosphäre und Musik fürs Herz von Lennart A. Salomon.


Jedes Mal, wenn ich am New Wave Hotel in der Luisenstraße vorbeifahre und durch die Fensterfronten ins zugehörige Restaurant Oktopussy schaue, bekomme ich Lust, mich in das warm erleuchtete Restaurant zu setzen und das einzigartige gemütlich-coole Ambiente zu genießen. Schon bei meinem letzten Besuch war ich nicht nur von der Einrichtung sondern vor allem vom Essen begeistert.
Im Januar veranstaltete das Restaurant zum ersten Mal eine sogenannte „Küchenparty„, bei der Gäste die Möglichkeit haben, hinter die Kulissen der Küche und in die Töpfe der Köche zu schauen. Bei der zweiten Küchenparty Ende Februar, die „einer kulinarische Reise quer durch die Speisekarte“ anmuten sollte, war ich dann auch dabei – und wurde; wie alle anderen Gäste auch, super freundlich empfangen und in den Ablauf des Abends eingeführt. Mit einem Begrüßungsgetränk in der Hand konnte es direkt zu verschiedenen Stationen im Restaurant gehen, an denen Vorspeisen und Zwischengänge serviert und teils frisch zubereitet wurden. Eine große Auswahl an Sushi, Auberginen-Bulgur-Röllchen, Kräutergarnelen auf Ananas-Chutney, Ziegenkäse-Crème-brûlée, frei zusammenstellbare Bowls, Seafood in jeglichen Variationen und weitere ausgefallene Kreationen sorgten schon vor dem Hauptgang für kulinarischen Hochgenuss. Da ich einen Platz direkt an der Bar hatte, konnte ich zudem überdurchschnittlich viele ausgefallene Cocktails probieren, die allesamt sehr lecker waren. Für den Hauptgang ging es in die offene Küche des Restaurants. Hier konnte man den Köchen direkt bei der Arbeit zu- und das eigene Gericht entstehen sehen. Obwohl das Event sehr gut besucht war, entstanden nie lange Wartezeiten – weder an den einzelnen Stationen, noch in der Küche. Generell war die Stimmung den ganzen Abend über sehr entspannt – sowohl das gesamte Oktopussy-Team, als auch die Gäste schienen den Abend zu genießen.
Auch das abschließende Dessertangebot enttäuschte nicht: Das Käsebuffet ließ ich zwar links liegen, dafür steuerte ich Trüffelpralinen, Champagnertorte und weitere Köstlichkeiten umso zielstrebiger an.
Der nächste Küchenparty-Termin steht bereits: Am 28. März könnt auch ihr die Gelegenheit nutzen, dem Team an einem durch und durch runden Abend einmal über die Schulter zu schauen und nach Lust und Laune zu schlemmen.


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Die Schüler des Wahlpflichtkurses bereiten den Dreh des Videos vor.

Ende Februar musste ich noch einmal die Schulbank drücken: Christian Mischke, Lehrer des Wahlpflichtkurses Geschichte an der Kooperativen Gesamtschule Norderney hatte mich zu einer Unterrichtsstunde eingeladen. Zu meinem Glück zu einer langschläferfreundlichen Zeit: Ich musste erst um 11.30 Uhr in der Schule sein. Als ich das Gebäude betrete, siezen mich die ersten Schüler direkt – manchmal vergesse ich, dass ich erwachsen bin; an diesem Tag wird mir klar: Für Neunt- und Zehntklässler bin ich nicht nur erwachsen, sondern vielleicht sogar alt.

Anlass für die Einladung war das aktuelle Projekt des Kurses: In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv arbeiten die Schüler an einem Erklär-Video zum Thema „Erweiterte Kinderlandverschickung„. Hierzu gibt es außerdem bis zum 3. Mai eine Sonderausstellung im Bademuseum.
In wenigen Wochen soll das Video fertiggestellt und dann sowohl in der Ausstellung als auch auf der Internetseite der KGS zu sehen sein.

Das Projekt zur erweiterten Kinderlandverschickung ist nicht das erste Projekt, mit dem Mischke es schafft, die Schüler mitzureißen und das geschichtliche Interesse nochmals zu vertiefen: 2018 beispielsweise recherchierte er mit den Schülern zum Thema „Jüdisches Leben auf Norderney“. Ziel der Recherche war die Vergabe weiterer Stolpersteine.
Für die meisten Schüler des Wahlpflichtkurses steht nach Fertigstellung des Videos ein weiterer wichtiger Punkt auf dem Programm: Im Frühsommer soll es für den Kurs nach Auschwitz gehen. Vor allem für eine Generation, die ohne Großeltern mit Kriegserinnerungen aufwächst, ein wichtiger Schritt gegen das Vergessen.

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Peppa und Caruso

dezember

79793390_620624235412989_732057027911614464_nNoch vier Tage bis Weihnachten; noch elf, bis 2019 gebührend verabschiedet wird. Gebührend bedeutet bei mir, dass ich mit Freunden in Jogginghose, Kuschelpulli und Wollsocken zuhause sitze, koche, Bier trinke und um Mitternacht eine Wunderkerze anzünde. Die Zeiten von Silvesterpartys, Glitzeroutfits und Sekt haben wir schon vor Jahren für beendet erklärt – aber wir sind ganz zufrieden mit unserer eigenen Tradition.

So richtig in Weihnachtsstimmung bin ich noch nicht – was auch dem Wetter geschuldet sein mag. Aber ich will mich nicht beschweren; kalte Tage wird’s noch genug geben und tatsächlich freue ich mich über jeden Sonnentag und jeden Moment im zweistelligen Gradbereich.
Der lebendige Adventskalender hat mich zumindest etwas bereit für Weihnachtsbaum, Weihnachtsmarkt und Plätzchen gemacht. Das Konzept des lebendigen Adventskalenders kannte ich noch nicht, vor allem in ländlichen Gegenden ist das allabendliche Zusammentreffen aber wohl recht bekannt. Nach vielen schönen Abenden vor beleuchteten Häusern; mit Weihnachtsliedern, Glühwein/Kinderpunsch und Keksen bin ich nicht nur etwas in Weihnachtsstimmung sondern vor allem begeistert von dieser schönen Idee für die Vorweihnachtszeit.


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Love is in the air

Ich hatte es in meinem letzten Blogeintrag schon angekündigt: meinen ersten korrekten Gang ins Meer; mit Karin Rass, der Klimatherapeutin der Insel. Nach über einem Monat der unüberlegt-unvorbereiteten Sprünge ins kalte Nass sollten meine Komplizin Rahel und ich es endlich richtig lernen. Mit einigen anderen Teilnehmern trafen wir uns in der Umkleide am Weststrand; ein Komfort, den wir uns sonst nicht genehmigen.
Da mich bei Instagram immer wieder Leute fragen, wie wir ins Wasser gehen, hier die ausführliche, detaillierte Beschreibung: Zum Strand fahren, am Strand ausziehen, ins Wasser gehen, am Strand anziehen, nach Hause fahren. So kompliziert ist es also gar nicht ;).
Bei der professionellen Klimatherapie steht das eigene Empfinden, das Achten auf die Signale des Körpers im Fokus – nicht ein „Aushalten“ wie bei uns. Von der Umkleide aus ging es an den Strand, um erst einmal ein Luftbad zu nehmen. Wir bewegten uns also in der Gruppe am Strand und achteten darauf, wie wir die Kälte empfinden; während Frau Rass uns mehr zur Klimatherapie erklärte. Wenn blutige Anfänger zur Gruppe stoßen, geht es meist auch gar nicht direkt in Badekleidung an den Strand; zu Anfang werden erst bekleidete Luftbäder genommen, bis sie nach einigen Tagen dann bereit sind, ins Meer zu gehen.
Wem es zu kalt wurde, der durfte das Luftbad jederzeit abbrechen; zwei Teilnehmerinnen nahmen dieses Angebot dankend an und gingen früher in die Umkleide zurück.

Würde ich eines Tages zu Rahel sagen, dass ich lieber doch nicht ins Wasser gehen will; ich fürchte, sie würde mich in die Wellen werfen und so lange unter Wasser drücken, bis ich aufhöre, mich anzustellen.

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Foto von @nicolebenewaah

Andersrum gilt das genauso. Wir sind nicht vernünftig und hören auf unseren Körper, wir hören lediglich auf unseren Stolz.
Während des Luftbadens warteten wir darauf, endlich ins Wasser gehen zu dürfen – heute sollten wir es aber beim Kältebad an der frischen Luft belassen und  uns (zumindest gefühlt) unverrichteter Dinge zurück in die Umkleide und unsere warmen Klamotten begeben.
Es war auf jeden Fall interessant, einmal mehr über Klimatherapie zu erfahren und mitzuerleben, wie man es eigentlich richtig angeht – aber: Wir brauchen das Wasser-Extrem mittlerweile einfach zu sehr, als dass wir uns mit einem Luftbad zufrieden geben könnten. Und so haben wir uns dann im Anschluss doch noch unseren täglichen Kaltwasser-Kick gegeben. Was wir ohnehin schon von selbst gelernt haben: Nach dem Sprung ins Wasser nicht direkt duschen zu gehen, sondern von selbst wieder warm zu werden.


Anfang Dezember traf ich mich mit einer Freundin in Wilhelmshaven; nicht der schönste Ort der Welt, aber zumindest konnte ich dort endlich auf einen Weihnachtsmarkt gehen. Da die Bahnverbindung von Norderney nach Wilhelmshaven lächerlich ist und ich auf Norderney nicht in erster Linie das Nachtleben oder die Shoppingmöglichkeiten vermisse, sondern vor allem lange Radtouren, entschied ich mich, mit dem Fahrrad nach Wilhelmshaven zu fahren.
79438179_749440338896883_3028935117528629248_nFaktoren wie eine lange Strecke gepaart mit wenig Zeit sowie eine Sturmwarnung ließen mich zu einem Angehörigen der Menschengattung werden, die ich sonst wenig ernst nehmen kann: Einem E-Bikefahrer.
Dank Sturmwarnung und Angst vor Kälte sah ich aus wie ein wahrgewordener Zwiebellook, als ich in Norddeich losradelte. Zum Glück blieb das Wetter gut; kaum Wind, viel Sonne und mäßige Temperaturen.
Auf dem Hinweg hatte ich am Ende 115 Kilometer auf dem Tacho, da ich mir vom Weg am Deich entlang schöne Ausblicke versprochen hatte – blöd nur, dass man eben immer vor/hinter/neben dem Deich ist (wie auch immer man es nun betrachtet) und gar nicht mitbekommt, dass auf der anderes Seite des Deiches das Meer und weitere Inseln zu sehen sind.
Zurück fuhr ich querfeldein und hatte so nur 85 Kilometer zu bewältigen.
Und: Mir war noch nie so langweilig beim Radfahren – dabei hab ich schon einige längere Radtouren gemacht.
1. Hat mir das E-Bike viel zu viel Arbeit abgenommen; und ganz ohne Unterstützung war mir das Damenrad einfach zu unsportlich unterwegs.
2. Die Landschaft Ostfrieslands dürfte in einem der unmotiviertesten Momente des lieben Herrgotts entstanden sein. Der spannendste Wegabschnitt war ein 30 Meter langer verschmutzter Radwegteil. Auf insgesamt 200 Kilometern ist landschaftlich so gut wie nicht passiert: Plattes Land, Windräder, hin und wieder ein kleiner Bach.
Das einzige, was mich hat wach bleiben lassen, war der Schmerz, den meine gefühlt abgefrorenen Zehen verursachten.
Bei meiner nächsten Radtour durch Ostfriesland werde ich also erstens wieder ohne Unterstützung in die Kette treten und zweitens eine Zeitung oder Strickzeug zur Unterhaltung mitnehmen.


79237657_1000695180263596_1929508581644697600_nSommer, Sonne, Strandkörbe. Damit du, ich und alle anderen Menschen an den Stränden Norderneys das volle Programm genießen können, werden ab Oktober die Strandkörbe repariert – und an Ostern wieder an die Strände zurückgebracht.
Ihr erinnert euch vielleicht: Mit den Technischen Diensten Norderney war ich schon einmal unterwegs – beim letzten Mal, um die Strandreinigung zu begleiten. Heute durfte ich gnädigerweise etwas länger schlafen als beim letzten Mal, dennoch legten auch die Jungs von der Strandkorbreparatur ziemlich früh los: Um 7 Uhr geht’s an Fitmachen der Strandkörbe, da schlafe ich sonst noch gute zwei Stunden. Dieses Mal mussten sich Friedhelm und Michael, die in der alljährlichen Berichterstattung gerne auch mal „Strandkorbdoktoren“ genannt werden, meiner annehmen; mir alles erklären und sich von meinen Fragen löchern lassen.
Über 2000 Strandkörbe lagern auf drei Etagen in der Halle im Gewerbegebiet – und jeder einzelne muss überprüft und repariert werden.
79245092_479506832770904_6900034144080756736_nDie blau-weißen Bezüge müssen erneuert, Polster ausgetauscht und Klapptischchen neu verschraubt werden, reparierte Strandkörbe nach oben geschafft und noch zu reparierende Strandkörbe nach unten gefahren werden. Wind, Wetter und Vandalismus setzen den Körben jedes Jahr ganz schön zu; manche sind irreparabel und werden komplett aussortiert. Gefahrenquelle Nummer 1 für die Strandkörbe: Gruppen betrunkener Menschen, die den gestreiften Wind- und Sonnenschutz mit einer Hüpfburg verwechseln.
Die Werkstatt ist, wie man sich eine Werkstatt in reiner Männerhand vorstellt: Von wenigen Gesprächen über NDR 1 im Radio bis hin zu den obligatorischen Frauenkalendern an der Wand. Frühstückspause wird pünktlich auf die Minute gemacht – mit Kaffee aus der Thermoskanne und geschmierten Broten setzen sich die Männer um einen großen Tisch; statt zu quatschen, ist jeder in den Norderneyer Morgen vertieft. Nur ich füge mich meiner Rolle als Störenfried und quatsche immer wieder in die Stille hinein. Nach der Mittagspause räumen wir noch ein paar dutzend Strandkörbe um, dann habe zumindest ich es schon geschafft; acht-Stunden-Tage passen einfach nicht mehr in meinen Lebensrhythmus. Der Tag bei den Jungs von TDN hat auf jeden Fall Spaß gemacht – und falls euer Strandkorb nächsten Sommer etwas wacklig sein sollte: Den habe ich repariert.


79950330_450470112293907_1135333458910904320_nMitte Dezember stand noch ein Termin auf dem Programm: Ein Team vom NDR begleitete mich in meinem Alltag als Inselbloggerin. Das Ergebnis könnt ihr am 26. Januar um 18 Uhr im Nordseereport sehen. Der Dreh hat super viel Spaß gemacht und ich bin gespannt, wie der Beitrag wird. Mit dabei ist auf jeden Fall auch der Norderneyer Ausrufer Bernd Krüger – schließlich haben wir beide ja in gewisser Weise den gleichen Job; er auf den Straßen Norderneys, ich im Internet 😉


Von mir wars das für dieses Jahr! Euch allen eine schöne Weihnachtszeit und einen aufregenden Jahreswechsel mit guten Freunden. Wir sehen und hören uns im Neuen Jahr!

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77 Tage bin ich jetzt schon auf Norderney – was auch bedeutet, dass ein Fünftel meiner Zeit bereits vorbei ist. Gefühlt rast die Zeit, vielleicht aber auch, weil entgegen meiner Erwartungen immer noch relativ viel los ist.

IMG_20191129_141114Am Freitag war – wie ganz zu Beginn meiner Inselzeit – wieder eine Klima-Demo im Rahmen von Fridays For Future. Unter dem Motto „Wenn das Wasser steigt“ traf sich eine Gruppe Norderneyer mit Gummistiefeln, Eimern und Plakaten bewaffnet an der Fähre und begrüßte die ankommenden Gäste mit Handzetteln und dem Klima-Lied „Do it now“.  Organisiert wurde der Streik am Hafen von der Initiative „KURVE-Wende-Norderney“, deren Name sich aus den Wörtern Klima, Umwelt, Ressourcen, Verkehr und Energie ergibt.

Auch eine Veranstaltung am Samstag widmete sich Nachhaltigkeit und der Frage, wie jeder Einzelne etwas verändern kann. Veränderung mögen scheinbar vor allem Frauen – oder Männer wissen schon über alles Bescheid – auf jeden Fall war unter den Teilnehmern am Workshop „Plastikfrei leben – unverpackt und selbstgemacht“ im Badehaus lediglich ein Mann dabei. Im Workshop von Perpetuum Mobility e. V. , einer Organisation, die sich für einen bewussteren Umgang mit der Umwelt einsetzt, wurde erst diskutiert, in welchen Bereichen unseres Lebens Plastik verwendet wird (in etwa allen) – und wo und wie wir darauf verzichten können. Im letzten Teil des Workshops stellten wir unser eigenes Deodorant her. Die kommenden Workshops kann ich jedem nur empfehlen: Wichtige Themen werden spielerisch und im Diskurs behandelt, statt mit belehrend erhobenem Zeigefinger erklärt.


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Ihr erinnert euch vielleicht – seit dem 1.11 gehe ich täglich mit einer Freundin ins Meer. Der erste Monat ist um und: Man gewöhnt sich tatsächlich daran. Wovon wir ganz fest ausgegangen sind: Dass wir nie wieder krank werden. Aktuell läuft uns leider beiden die Nase. Vielleicht aber auch, weil wir einiges falsch machen. Scheinbar gibt es beim Gang ins kalte Wasser mehr Regeln, als sich erst auszuziehen, schwimmen zu gehen, dann wieder anzuziehen und irgendwie wieder warm zu werden. Deshalb gehen wir morgen einmal mit einer absoluten Expertin in Sachen Kälte ins Wasser: Frau Rass, der Klimatherapeutin der Insel.


IMG_20191120_140259Seit dem 17. November gibt es eine neue Sonderausstellung im „Museum Nordseeheilbad Norderney„. Die Ausstellung läuft unter dem Titel „Eine Insel im Krieg“ und thematisiert die erweiterte Kinderlandverschickung, die ab 1941 auch Norderneyer Kinder betraf. Tatsächlich hatte ich mir bis zu meinem Besuch im Bademuseum wenige Gedanken dazu gemacht, wie sich der Krieg auf das Leben der Insulaner ausgewirkt haben könnte. Während in Städten zig Denkmäler und Museen auf die jeweilige Kriegsvergangenheit hinweisen, gibt es auf Norderney kaum Anhaltspunkte, die an die Kriegsjahre erinnern. Durch die Ausstellung im Bademuseum habe ich meine Wissenslücke nun schließen können und kann einen Besuch der Ausstellung nur empfehlen – dies ist noch bis Mai 2020 möglich.



IMG_20191128_170346Seit dem 26.11 leuchten die Weihnachtslichter auf dem Kurplatz, auch das Tor zur Krippe ist geöffnet. Auf das Christkind in der Krippe muss aber noch gewartet werden: Bis zum 24.12. Angeblich legen aber immer mal wieder Touristen Ü-Eier und ähnliches in die Krippe, damit Maria und Josef nicht ins Leere starren müssen. Ich werde Wache halten und die Bösewichte zurechtweisen die Ü-Eier essen. Auch der Weihnachtsmarkt samt Glühwein und Essens-Spaß lässt noch auf sich warten: Erst am 27.12 gibt’s auf Norderney einen Weihnachtsmarkt – wenn die Insel zwischen den Feiertagen und über Silvester noch einmal richtig voll ist.


IMG_20191125_200039Ende November fühlte ich mich eigentlich schon zu sehr als Experte, um zur Virtuellen Stadt – und Inselführung im Conversationshaus zu gehen. Schließlich hatte ich (fast) alles auf der Insel schon mehrfach gesehen. Der bebilderte Vortrag von Jürgen Hoenicke, der auch Stadtführer auf der Insel ist, bot jedoch überraschend auch für mich (und andere Norderneyer) zahlreiche neue Informationen. Ich wusste zum Beispiel vorab noch nicht, dasss Norderney im Sommer die verkehrsunfallträchtigste Kreuzung Ostfrieslands zu bieten hat – oder dass die Milchbar im Winter auch Seniorenaquarium genannt wird. Egal ob Neuankömmling, Ur-Norderneyer oder Gäste, die nicht mehr gut zu Fuß sind: Der informative, unterhaltsame Vortrag lohnt sich für jeden, der auf der Insel ist.

no rush november

76661233_592798588210581_7744579200153026560_nNovember: Die Insel leert sich zusehends, alle Events des laufenden Jahres passen auf eine der großen Anzeigetafeln, Himmel und Meer bilden eine graue Einheit, auch in diesem Moment regnet es; erst um 21 Uhr soll der andauernde Nieselregen kurz aufhören. Die Strandkörbe sind schon längst im Winterschlaf, in Hotels wird renoviert, was das Zeug hält und die Gastronomen können sich nach Monaten des Durcharbeitens endlich mal ein bis zwei freie Tage in der Woche erlauben oder überwintern direkt an einem sonnigeren Ort. Selbst am sonst so belebten Nordstrand kann man zuweilen allein unterwegs sein.
Auch für mich stehen deutlich weniger Veranstaltungen an als noch im September und Oktobert – in meine Wochen schleicht sich langsam so etwas wie Routine; Alltag.

 


74847193_2124336204334230_4597394823987593216_nSeit dem 1.11 gehe ich täglich mit einer Freundin ins Meer; schwimmen bei Temperaturen, die wenig Spaß, aber dafür umso mehr Gänsehaut machen. Das war ihre Idee – und ich reibe es ihr an besonders ungemütlichen Tagen gerne unter die Nase. Sie hat mir versprochen, dass ich am Ende des Winters nicht mehr wissen werde, was Cellulite überhaupt ist, die Idee hat mich also schnell überzeugt. Bis auf die vier Tage, an denen ich auf dem Festland war, quälen wir uns also – meist morgens – ins kalte Nass; und erzählen jedem Strandspaziergänger, dass es gar nicht so schlimm sei und man sich an alles gewöhnen würde. Stimmt auch; trotzdem meckern wir jeden Tag auf den ersten Metern vor uns hin und freuen uns stets auf die warme Dusche im Anschluss.

 


76654205_522484778592700_890575427469312000_nEine Unterbrechung meiner Einkaufen-Meer-Chor-Sport-Badehaus-Routine: Vier Tage Köln und Heimatbesuch, um meine Wohnung aufzulösen, Möbel zu schleppen und zu verkaufen, noch einmal Stand-Up-Bühnenluft zu schnuppern und: Bis um 12 einkaufen zu gehen; was für ein Leben. Auf der Fahrt von meiner Weserbergland-Heimat zurück nach Norderney verschwinden erst alle herbstlich-bunt-gefärbten Hügel, dann setzt Regen ein, die Landschaft vor mir ähnelt einem Pfannkuchen; nicht geschmacklick oder farblich, sie ist nur einfach sehr platt; Windräder über Windräder tun sich am Horizont auf. Aber dann, angekommen in Norddeich: Ein wunderschöner Sonnenuntergang überm Meer – zurück geht’s in die neue Heimat.


75464096_422387608696497_8092157726458642432_n(1)Anfang November war ich beim Song Ping Pong im Wohnzimmer des Insellofts. Und es hat wieder alles gepasst: Von der lauschig-gemütlichen Atmosphäre in kleiner Runde mit Sitzkissen, Kaminfeuer und Wein, über das gesamte Team des Insellofts, das wie immer superfreundlich war, hin zu großartiger musikalischer Unterhaltung von Neil Hickethier und Lennart Salomon. Entspannte Stimmung, Gitarre und Gesang und kleine Anekdoten aus dem Leben der Musiker: Das Wohnzimmerkonzert; ein Wohlfühlabend wie unter Freunden.


Ebenfalls zu Beginn des Monats: Der Talentetreff des Norderneyer Laientheaters. Das Treffen richtete sich an alle Norderneyer von 6 bis 99 Jahren und war keineswegs nur für Schauspieler gedacht. Ob man besonders gut nähen, schminken oder organisieren kann – für jeden gibt es etwas zu tun.  Ich ging gemeinsam mit einer Freundin zum Treffen – sie ist nun festes Mitglied in der Theatergruppe. Da die Woche nur sieben Tage hat, beschloss ich, dass ich mich lieber weiterhin Bodyforming statt Bühnenperfomance widme; und so weiterhin meine wöchentliche Portion Milchreis essen kann. Ich freue mich aber schon darauf, im Frühsommer eine Aufführung des Laientheaters besuchen zu können. 


76653276_1136219463383144_4716825525048311808_nIm Oktober war ich schon einmal für Kaffee, Tee und Klatsch& Tratsch in der Tagespflege Marienresidenz. Nicht nur der Ostfriesentee scheint auf Norderney nie auszugehen, auch Klatsch & Tratsch gibt es auf einer Insel immer zur Genüge: Der erste Rat, den ich von der bunt gemischten Gruppe aus Insulanern, Zugezogenen und Rückkehrern erhielt: „Werden Sie bloß nicht die Zweitfrau von jemandem. Das spricht sich hier immer direkt rum“. Vor einigen Tagen war ich dann erneut dort, dieses Mal ging es nicht um meine Männerwahl: Die Senioren aus der Tagespflege bekamen Besuch von Junioren aus dem benachbarten Kindergarten, um gemeinsam Weihnachtsdeko zu basteln.  Über 90 Jahre Altersunterschied lagen zwischen dem jüngsten und dem ältesten Mitglied der Runde.  Von Berührungsängsten keine Spur: Kaum waren die Bastelutensilien auf den Tischen verteilt, setzten sich auch die Kinder auf die leeren Stühle zwischen die älteren Herrschaften und hielten sich nicht lang mit Smalltalk auf – es ging direkt an die Scheren und Klebestifte.
Gute Laune, gegenseitige Hilfe, mit Glitzer überladene Sterne, Weihnachtsbäume und Engel, Klebereste auf den Tischen und gemeinsamer Stolz auf die fertiggestellte Weihnachtsdeko: Der Bastelvormittag war für alle Beteiligten ein schönes Erlebnis. 

 

Woche sechs

Spenden, Singen, Sport und Schlick

Blutspende NorderneyBlutspende
Ich habe zwar schon seit Jahren einen Organspendeausweis und bin seit kurzem auch als Rückenmarkspender eingetragen – Blut hatte ich allerdings noch nie gespendet. Somit gehörte ich am Mittwoch zur Gruppe der Erstspender, die in der Turnhalle der Grundschule (teils voller Angst) darauf wartete, angezapft zu werden. Gut, es war Feierabendzeit und deshalb vielleicht entsprechend viel los – oder aber die Norderneyer spenden einfach gern Blut. Auf jeden Fall mussten wir eine ganze Weile warten; schön, dass so viele bereit sind, Blut zu spenden. Den Wettstreit mit meiner Kollegin habe ich leider verloren: Ich brauchte mehr als eine Minute länger, bis der Blutbeutel gefüllt war.

Chor Norderney, Inselblogger NorderneyWeihnachtsprojekt der Starfish Singers
Ich habe schon seit einigen Wochen überlegt, ob ich nicht in einen Chor eintreten sollte; und hatte eigentlich beschlossen, zum Inselchor zu gehen, weil der am wenigsten anspruchsvoll sein soll (sorry an alle Inselchormitglieder). Ich war zwar früher lange in einem Chor, schon als Teenager aber nicht zwingend mit Talent gesegnet. Was von dem Mittel-Können nach 8 Jahren noch übrig ist, wollte ich nicht direkt bei der Kantorei herausfinden.
Durch eine Freundin erfuhr ich dann, dass die Starfish Singers für das Weihnachtsprojekt „Christmas with Friends“ noch zusätzliche Sänger suchen. Weihnachtslieder? Ich bin dabei! Ich verstehe die Aufregung nie, wenn schon im September Weihnachtssüßigkeiten in den Supermärkten ausliegen. Spekulatius, Lebkuchen, gebrannte Mandeln und Weihnachtslieder – gehen ganzjährig, finde ich.
Am Mittwoch bin ich dann zur ersten Probe gegangen und: Es hat echt Spaß gemacht – und die Weihnachtskonzerte werden bestimmt schön (wenn man mir kein Mikro gibt).

Tus Norderney, Sportverein Norderney, Inselblogger NorderneyTuS Norderney e.V. 
Beim Zumba und Bodyforming war ich vor Wochen schon einmal, jetzt bin ich auch ganz offiziell Mitglied im TuS Norderney e.V. und habe mir fest vorgenommen, in den nächsten 10,5 Monaten nie wieder krank zu werden, damit ich bei meinem selbstauferlegten Sportprogramm nicht ausfalle.
„Ein Verein für alle“ ist Motto des TuS und das merkt man bei den Kursen auch – klar, zum Zumba oder Bodyforming hat sich noch kein Mann getraut, aber beim Zirkeltraining waren von – puh, wie alt sind Menschen, die mir so bis zur Mitte vom Oberarm gehen? – sagen wir 12 bis 40 Jahren alle Altersgruppen und Geschlechter vertreten.
Meine bisher getesteten Kurse haben auf jeden Fall super viel Spaß gemacht und helfen mir dabei, die doch recht überschaubaren Fahrradstrecken und die vielen Kuchen zu kompensieren.
Der TuS hat Tradition auf Norderney: Seit über 70 Jahren besteht der Verein und zählt weit über 1.000 Mitglieder. Von Ballsportarten über Leichtathletik, Tanzen, Acro-Yoga hin zu Gymnastik und Spinning-Kursen: Auf den zahlreichen Trainingsflächen des Sportsvereins wird täglich mehrmals trainiert und bei dem Angebot sollte für wirklich jeden etwas dabei sein. Ich will auf jeden Fall noch mehr Sportkurse ausprobieren und freue mich schon jetzt auf den Belohnungs-Milchreis.

Watt, Inselblogger, NorderneyWattführung „Watt intensiv“
Am Donnerstag stand eine Wattwanderung an und: Das Wetter meinte es gut mit uns. Entsprechend groß war die Gruppe dann auch. Ich hatte vorab etwas Sorge, dass ich den Treffpunkt am Alten Postweg nicht direkt finden könnte – als ich die Gummistiefelfraktion von etwa 20 Leuten versammelt an den Holzbänken nahe Campingplatz „Um Ost“ sah, wusste ich aber: So falsch kann ich nicht sein.
Unsere Wattführerin Berit vom Watt Welten UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum erklärt – bevor es ins Watt geht – worauf in den nächsten Stunden zu achten ist, welche Schutzzonen es im Nationalpark gibt und verrät uns ihren Geheimtipp: Im Watt geht man am besten ein bisschen wie eine schlurfende Ente. Als wir dann die ersten Meter durchs Watt schlittern, bin ich froh, dass sich Gummistiefel der Körpergröße anpassen und ich so besser geschützt bin als die Kinder. Auf dem Weg durchs Watt halten wir immer wieder an, um Neues über den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer, wie zB die Kriterien eines Weltnaturerbes, zu erfahren oder weitere Meeresbewohner kennenzulernen. Das Watt mit allen Sinnen begreifen – ich dachte, dass das nur so dahingesagt ist. Tatsächlich wühlen wir aber alle irgendwann mit den Händen im Watt, erfühlen den Boden, sehen die verschiedenen Tiere, hören das Meer, riechen die Natur – und manche schmecken sogar das Watt, indem sie versuchen, an Zunge und Gaumen zu erfühlen, ob der Silt noch körnig ist oder eher eine Puddingkonsistenz hat. Ich habe noch Essen daheim im Kühlschrank und schließe mich dieser Gruppe nicht an.
Wattenmeer, InselbloggerBerit gelingt, die Tour trotz vieler Informationen nicht trocken oder langweilig werden zu lassen; sie gestaltet die Wattführung auch für die Kleinen interessant.
2,5 Stunden dauert die Watt-Intensiv-Führung, 8€ kostet sie für Erwachsene. Andere Führungen weichen davon ab. 
Definitiv zu empfehlen für alle, die mehr über dieses ganz besondere Stück Natur und seine Artenvielfalt erfahren wollen – oder eben für alle, die Urlaub auf Norderney machen und dieses ursprüngliche Stück Natur genießen.
In der kalten Jahreszeit finden Wattführungen in der Surferbucht statt.

kurzurlaub auf norderney

IMG_20191020_102801Sonntagmorgen, 10.30 Uhr. Ich bin ausgeschlafen, habe gefrühstückt und sitze auf dem Rad Richtung Meer. Die Farbe Grau zeigt sich am Himmel in all ihren Facetten. Ein grauer Herbsttag, an dem man entweder dick einpackt einen langen Spaziergang mit einer Thermoskanne voll heißem Tee macht – oder die Bedeutung des Wortes „Entspannung“ im Spa des Insellofts neu begreift. 

Ich entscheide mich für die zweite Option und halte am Inselloft im Damenpfad, nur ein Stück weit von der grauen Nordsee entfernt.
Das Konzepthotel besteht aus vier ehemaligen Kaufmannshäusern, die mit einer einladenden Veranda verbunden sind. Die Holzveranda im Erdgeschoss führt nicht nur zur Rezeption, sondern auch zur hauseigenen Bäckerei, die bei Urlaubern und Insulanern gleichermaßen beliebt ist, ins Restaurant „Esszimmer“, ins Wein&Deli, in den Spa-Bereich und zum Designshop1837.

Gabi Steinhöfel, Managerin des Spa-Bereichs, empfängt mich und weiht mich direkt in ein großes Geheimnis ein (so fühlt es sich zumindest an – auch, wenn jeder Gast der Häuser Bescheid wissen dürfte): Zwei Hotels der Brune&Company sind unterirdisch miteinander verbunden. Gäste vom Seesteg Hotel oder dem Hotel am Meer können also ganz gemütlich im Bademantel zu einer Massage in die Räume des Spa-Bereichs kommen; ganz ohne Schietwetter, ganz ohne lästiges Umziehen und Tasche packen.

IMG_20191020_110901Gabi zeigt mir nicht nur die Verbindung zwischen den Häusern, sondern gibt mir auch einen groben Überblick über die drei Hotels. Jedes Hotel ist verschieden eingerichtet – aber immer stilvoll und mit einer Menge Wohlfühlcharakter; der klassische Hotelcharakter tritt in den Hintergrund; vor allem im Inselloft ziehen sich Offenheit und Miteinander von der Rezeption bis ins „Esszimmer“, in dem alle Gäste an einer langen Tafel speisen, durch. Auf der Dachterrasse des Hotels Seesteg befinden sich ein Rooftop-Pool und zwei Thalasso-Badewannen – Bahnen ziehen und entspannen mit Blick aufs Meer – ich schätze, das ist dieses „Living The Good Life“, von dem immer alle reden.

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Aber he! ich bin für eine Behandlung im Spa hier; und so gehen wir über die Veranda zurück ins Inselloft. Vor Beginn der Anwendung wird mir erklärt, was mich erwartet: Die „Begegnung mit der Nordsee“ fällt im Inselloft zum Glück nicht stürmisch und kalt aus, sondern kommt mit einem reinigenden Meersalzpeeling und einer stoffwechselanregenden Meeresschlickpackung einher. Da Algen und Schlick meine Haut und nicht meinen Bikini mit wertvollen Spurenelementen versorgen sollen, gibt es einen Einmal-Slip für mich; ein Anblick, der besser unter Kundin und Spa-Mitarbeiterin bleibt. Sowohl bei den Schlickpackungen als auch bei allen anderen Produkten vertraut das Team vom Inselloft-Spa auf die Pflegeprodukte von La mer, die auf reichhaltige Meereskosmetik und Anti-Aging aus der Biotechnologie setzen. Die Produkte können auch direkt im angeschlossenen Spa-Shop erworben werden.

IMG_20191020_131449Gabi macht während der Anwendung das, was ich auch beim Zahnarzt mag: Sie sagt, was sie gerade macht. Mit ruhiger, entspannender Stimme erklärt sie mir außerdem, woraus die Schlickpackung besteht und welchen Effekt die jeweiligen Schritte auf die Haut haben. Nachdem ich gepeelt, in warmen Schlick und Folie gepackt wurde, kann ich mich entscheiden, ob ich in Ruhe entspannen oder in der Zwischenzeit eine Gesichtsbehandlung wahrnehmen möchte. Ich weiß nicht, wer sich jemals gegen zweiteres entscheiden würde: Das ist, wie beim Frisör die Haare gewaschen zu bekommen – großartig. Während mein Körper also in Schlick gepackt ist, erhält mein Gesicht ein sanftes Meerespeeling und eine Massage mit Korallen-Creme-Maske.
Nach etwa 15-20 Minuten kann ich den Schlick abduschen – und bin bereit für eine Ganzkörper-Massage. Ich mag keine sanften Massagen; diese ist genau richtig. Mit jeder gelösten Verspannung werden meine Augen etwas schwerer, am Ende döse ich leicht auf der Massageliege ein.

saunaNach der Massage kann ich den Sauna- und Relaxbereich nutzen. Bademantel und Puschen liegen für mich bereit, im gesamten Bereich sind Kerzen entzündet, es herrscht wieder eine heimelige Wohlfühl-Atmosphäre, ein bisschen wie Zuhause sein – nur schöner und exklusiver. Wer jetzt hofft, die Sauna des Insellofts nutzen zu können, wenn im Dezember das Badehaus geschlossen hat, den muss ich enttäuschen: Die Sauna steht lediglich Gästen des Hauses zur Verfügung.

Ich war nie ein Fan von Saunen. Das hat sich mit meiner Ankunft auf Norderney geändert; vielleicht, weil es in den bevorstehenden, grauen Monaten die schönere Alternative zu nassgeregneten Klamotten oder Netflix-Tagen sein wird. In der Finnischen Sauna schwitzt man mit Blick auf viel Grün und die Marienhöhe.

Zwischen den Saunagängen mache ich es mir mit Tee und Wasser aus der Getränkebar und Keksen mit Suchtfaktor aus der Bäckerei im Ruhebereich gemütlich. Ich blättere in den ausliegenden Zeitungen, genieße die Stille und vergesse ein wenig, dass erst Mittag ist. Ich bin etwas müde, durch und durch wohlig-warm, entspannt und könnte den Tag für beendet erklären: Er ist schon jetzt vollkommen. 

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ordnung muss sein

74231848_391134271774778_2528125846162505728_nTheoretisch gibt es für mich aktuell keine Wochentage mehr – die Läden haben jeden Tag geöffnet und sowas wie Alltag findet bei mir auch nicht statt – dennoch hege ich eine Aversion gegen Montage.
Während ich den Sonntag noch völlig entspannt im Spa des Insellofts verbrachte, klingelte mich am Montag um 6 Uhr der Wecker aus dem Bett. Ich muss sagen: Ich fühle mich vielleicht noch nicht heimisch auf Norderney; daran, selten Termine vor 10 Uhr zu haben, habe ich mich aber schon gewöhnt. Wenn ich an anderen Tagen um 6 aufwache, lache ich kurz und drehe mich noch einmal um, gefühlt bin ich das letzte Mal um diese Uhrzeit aufgestanden, als ich noch nicht wusste, wie man die erste Stunde schwänzt. Ich zwinge mich trotzdem – dick eingepackt – nach draußen; auch, weil ich wissen will, wie die Welt eigentlich aussieht, so um vor 7. Sie ist dunkel und verregnet; zumindest auf Norderney.

Was mich so früh aus den Federn treibt? Ich will bei der Strandreinigung der Technischen Dienste Norderney mitfahren, immerhin finde auch ich saubere Strände nicht verkehrt. Damit schon die ersten Morgenspaziergänger einen sauberen Strand vorfinden, wird mit der Reinigung noch vor Sonnenaufgang begonnen.

Strandreinigung Norderney, Technische Dienste Norderney

Wie Sie sehen, sehen Sie nicht viel

Am Bauhof treffe ich auf Klaus, der mich heute im Trecker mitnehmen wird. Große Trecker fahren – das entschädigt schon ein bisschen fürs frühe Aufstehen.
Klaus ist gebürtiger Norderneyer und fährt schon seit 2006 morgens mit der Strandreinigungsmaschine raus; sonst kümmert er sich als Gerätewart um die Wartung der Gerätschaften der Feuerwehr.

Wir fahren los Richtung FKK-Strand – die Straßen sind leer, es ist stockdunkel und regnet. Man sieht nicht viel – das liegt nicht nur an den Sichtbedingungen, sondern auch daran, dass heute nicht besonders viel am Strand liegt. Je nach Windrichtung wird mehr oder weniger Seegras an den Strand gespült, heute Nacht stand der Wind günstig für die Strandreinigung. Das zum Beispiel wusste ich vorher gar nicht: Die Strandreinigung ist vor allem für die Beseitigung von Seegras im Einsatz und nicht in erster Linie für Müll. Liegt einmal grober Müll herum, der von der Maschine nicht aufgesammelt werden kann, ohne dass sie dabei Schaden nimmt, gibt Klaus Kollegen Bescheid, die den Müll dann mit dem Unimog abholen. Gereinigt werden im Auftrag der Kurverwaltung auch „nur“ die Badestrände von Weststrand bis FKK-Strand. Für den Inselosten ist die Küstenwache zuständig.

 

Strandreinigung Norderney

Plastikmüll – auch für dicke Maschinen kein Spaß

Von Ostern bis Oktober fahren die Männer von den Technischen Diensten Norderney jeden Tag raus um den Strand zu reinigen; im Winter etwas seltener und abhängig von den Wetterbedingungen.

Mit 5-7 km/h fahren wir über den Strand – ich bin etwas enttäuscht: Da hat man schon so einen großen Trecker und fährt doch kaum schneller, als Oma Annegret spazieren geht. Aber gut – mühsam nährt sich das Eichhörnchen – und hat am Ende dann doch etwa 1,5 Tonnen Strandräumgut gesammelt. Zweimal müssen wir Richtung Hafen fahren, um unsere Ladung abzukippen. Aus dem Strandräumgut werden Sand und Müll herausgesiebt, das übriggebliebene Seegras verrottet dann irgendwann. Insgesamt sind wir etwa zwei Stunden unterwegs, im Sommer ist Klaus meist etwas länger, von 6 bis halb zehn, mit der Strandreinigung beschäftigt. Vor 2006 wurde der Strand noch per Hand gereinigt, das Einsetzen der Maschine bedeutet also ein ziemliches Einsparen an Arbeitsstunden.

 

74391850_668086523715757_4062884417423540224_nWenn keine 25-Jährige neben einem sitzt und sich stundenlang unterhalten will, stelle ich mir den Job schön vor. Morgens gehört der Strand dir allein, jeder Sonnenuntergang wird miterlebt; es ist still und friedlich. Ich überlege fast, auch noch schnell einen Treckerführerschein zu machen, aber: Auf Norderney gibt es keine Fahrschule. Im Gespräch mit Klaus lerne ich nicht nur viel über die Strandreinigung, sondern erfahre auch mehr über das Leben auf einer Insel – ob Fahrschule, Möbelkauf oder Arztbesuch – hier funktioniert eben doch vieles etwas anders.

Zurück am Bauhof schwinge ich mich schnell aufs Fahrrad, bevor es ans Säubern der Maschine geht – Putzen ist und bleibt eben Männersache.