Up Weddersehen!

Nicht ganz 365 Tage war ich auf Norderney – meinen Umzug nach Köln habe ich zwei Tage nach vorne gezogen und hin und wieder besuchte ich meine Heimat. Dennoch: Das Inselblogger-Jahr habe ich weitestgehend oben im Norden, auf eurer Lieblingsinsel verbracht.

Das Jahr ist dahingerast – und hat sich gleichzeitig gezogen. Und war in vielerlei Hinsicht ganz anders als erwartet. War es zu Beginn weniger langweilig, als mir Freunde prognostiziert hatten, wurde der Sommer deutlich ruhiger, als es in anderen Jahren üblich ist.

Selten hat ein Wohnort so viele – und so kontroverse Emotionen in mir hervorgerufen wie Norderney. Noch nie habe ich einen Ort so geliebt und gehasst wie die ostfriesische Insel. Vielleicht einfach, weil ich durch mein geringes Arbeitspensum viel Zeit hatte für Gefühle, oder eben, weil das Leben hier oft so ganz anders ist, als an anderen Orten.
An manchen Tagen habe ich mein Herz an Norderney verloren – an die Sonne, das Meer, den Strand, gute Freunde und Zeit mit Peppa. An das Miteinander und das dörfliche Jeder-kennt-Jeden, an den leckeren Kaffee mit Ausblick, an die guten Gespräche bei Wein im Strandkorb. Und an anderen Tagen? Da nervte mich das Grau in Grau, das 80% aller möglichen Aktivitäten ausscheiden lässt, die ewigen Warteschlangen im Supermarkt und Restaurants, die Leere im Winter und die zu vollen Straßen im Sommer. Dann bereute ich meine zuvor verfassten Liebeserklärungen und frage mich, was ich kürzlich noch so toll fand, an diesem kleinen Sandhaufen: Dann verachtete ich, dass ein Jeder-kennt-Jeden schnell zu Jeder-Weiß-Alles-Über-Jeden werden kann und Nicht-Gönnen-Können, Spießigkeit und Almantum die Oberhand gewinnen.
Gegen schlechtes Wetter (das es hier angeblich nicht geben soll) halfen gute Freunde und Heißgetränke, gegen anstrengende Spießigkeit Gleichgesinnte und Humor. So oft ich mich auch über die Eigenheiten der Insel und der Menschen darauf ärgerte: Am Ende des Jahres kann ich sagen, dass die Momente des Glücks und die schönen Tage ganz eindeutig überwiegt haben.

Was nehme ich aus dem Jahr mit?
Ein klein bisschen lebensunfähig hat es mich gemacht, das Jahr auf Norderney. Lärm, S-Bahnen, allgemein Straßenverkehr und Anhäufungen von Menschen – das alles schien ich bei meinem letzten Besuch in Köln nicht mehr gewohnt zu sein. Auch an die kurzen Wege auf der Insel habe ich mich allzu schnell gewöhnt. In der Stadt werde ich erst wieder lernen müssen, dass es nicht ausreicht, fünf Minuten vor einer Verabredung das Haus zu verlassen. Und dass 10 gefahrene Radkilometer, die einen hier bis ans Inselende führen, in der Stadt nicht für besonders viel Veränderung sorgen.
An positiven Aspekten nehme ich einiges mit: Dass nicht immer alles verfügbar ist und die Öffnungszeiten kürzer sind, hat mich anfangs noch gestört – nun merke ich, es macht auch genügsamer und entspannter. Die Klamotten, die ich in diesem Jahr nicht gekauft habe, weil ich auf der Insel nicht fündig wurde? Vermisse ich bisher nicht; gerade beim Packen der Umzugskartons bin um jedes Teil weniger froh. Die Möbel, die ich anfangs zu brauchen glaubte? In der Wohnung hat es mir das Jahr über an nichts gefehlt.

Ansonsten nehme ich Momente mit, an die ich mich noch lange erinnern werde: Als ich mir Peppa zulegte und sie mit auf die Fähre in ihre neue Heimat nahm, Sonnenuntergänge mit Freunden, das tägliche Eisbad im Meer während des Winters, das Nacht-Bad im Meer, als Meeresleuchten und Sternschnuppennacht zugleich war.

Zu guter Letzt möchte ich euch, den Lesern meines Blogs, danken. Schön, dass ihr mich während meines Insel-Jahres begleitet habt, danke für all eure lieben Nachrichten. Ich hoffe, dass meine Texte Anregung und Inspiration für den nächsten Urlaub waren – oder aber das Meerweh zwischen den Inselbesuchen stillen konnten. Ich wünsche euch noch zahlreiche wunderschöne Urlaube und unzählige Glücksmomente auf eurer Insel!

Wir sehen uns auf Norderney!

Eure Hanna

Spätsommer

118878691_3323746344517769_2835683590884247771_nMeine verbleibenden Tage auf Norderney sind nun im einstelligen Bereich angekommen – Job und Wohnung in Köln sind fix, die Umzugskartons füllen sich langsam und es gibt noch einiges zu planen und zu regeln. Eigentlich schade, da ich die letzten Tage auf der Insel noch möglichst intensiv auskosten und genießen möchte. Das Wetter kann sich derzeit nicht recht entscheiden, ob es mir den Abschied von der Insel leicht oder schwer machen will: Zwischen viele graue, nasse Tage schieben sich immer wieder wunderschöne Spätsommertage mit leuchtend blauem Himmel. Zum Glück gab es auch in den letzten Wochen noch einige Highlights, die ich auf der Insel erleben durfte; auch, wenn einigen aufmerksamen Lesern auffallen dürfte, dass ich nicht alles von meiner ursprünglichen Insel-To-Liste abhaken konnte – der Skydive, ein Inselrundflug, Segwaypolo und ein Ausflug auf die Nachbarinseln stehen noch aus; ich werde also noch einmal zurückkehren müssen, auf „meine“ Insel.


Überraschungsmenü im Strandpieper 118793118_2751129075164514_2865207436849016094_n
Im Strandpieper am Oase-Strand ist Abendessen ein bisschen anders, als man es gewohnt ist. Statt das Gericht einfach von der Karte auszuwählen, gibt es ein Überraschungsmenü – man gibt einfach an, ob beim 3-Gänge-Menü Fisch, Fleisch, Vegetarisch oder die vegane Option bevorzugt wird und dann kann man sich schon zurücklehnen und vom Team des Strandpiepers überraschen lassen.
Ich finde, dass schon der Weg zum Strandpieper zu einem gelungenen Abend beiträgt – immerhin muss man erst einmal die Stadt verlassen und bis zum Ende des befahrbaren Teils der Insel kommen. Ich nehme das Fahrrad, man kann aber natürlich auch zu Fuß, mit dem Taxi, Bus, der Bimmelbahn oder dem eigenen Auto bis zum Oase-Strand kommen.
Auf dem Weg erwische ich gleich zwei Regenschauer; aber pünktlich zu meiner Ankunft im Strandpieper kommt die Sonne raus und ich kann auf der großzügigen Terrasse Platz nehmen. Die weißen Sonnensegel des Restaurants sieht man schon aus großer Distanz zwischen den Dünen aufleuchten; kaum, dass man die magische Touristen-Grenze, die sich entlang der Weissen Düne zieht, überschritten hat.

Das Restaurant ist zwar schick, aber keineswegs so, dass man sich in Alltagskleidung unwohl fühlen müsste. Man kann also kommen, wie man sich wohlfühlt – solange das nicht bedeutet, dass man die FKK-Regelung vom rechten Teil des Oase-Strand ins Restaurant überträgt.

118768367_309508020304826_5906720581329053844_nIch lege mich auf keine der Optionen für das Drei-Gänge-Menü fest und lasse dem Küchenteam freie Hand. Vorweg bekomme ich einen Gruß aus der Küche – Currywurst mit hausgemachten Ingwer-Curry-Ketchup. Als Vorspeise gab es getrüffelte Spaghettini in einem Parmesannest. Als Hauptgang gab es das Filet vom Steinbutt mit grünem Spargel, getrüffelten Kartoffelpüree und einem Bouillabaissefond. Zum Dessert wurde eine Nougat-Creme-Brûlée mit einer Kugel Vanilleeis serviert, gekrönt von Engelshaar. Was alle Gänge miteinander gemein haben: Sie sind fast zu schön angerichtet, um sie zu essen – aber letztlich zu köstlich, als dass man sie auf dem Teller lassen könnte.
Meiner Meinung nach stimmt hier einfach alles: Das Team des Strandpiepers ist super aufmerksam und bemüht, jedem Gast eine besonders schöne Zeit zu ermöglichen; die Qualität des Essens ist großartig und meinen Befürchtungen zum Trotz sind die Portionen keinesfalls zu klein, sondern völlig angemessen. Qualität, Kreativität und Präsentation der Speisen in einer Form, der man auf der Insel sonst nicht oft begegnet.

Wem die wunderschöne Natur Richtung Ostende nicht genügt, für den dürfte jetzt ein Besuch im Strandpieper-Restaurant ein neuer Grund sein, einmal in den Osten der Insel zu fahren. Auch tagsüber lohnt sich das Restaurant und der dazugehörige Kiosk am Strand für Kaffee und Kuchen, einen Imbiss oder ein kühles Erfrischungsgetränk. Und falls das Wetter einmal nicht mitspielen sollte: Auch der Innenbereich des Restaurants ist sehr gemütlich und lädt zum Verweilen ein.
  
Am Leuchtturm 12 , Ruhetag: Mittwoch


Golfplatz Norderney
118787286_932571753930948_8816757958559831431_nJeder, der schon einmal Richtung Leuchtturm gefahren ist, kennt sie; die Schilder, die einen unweigerlich den Kopf einziehen und nach umherfliegenden Bällen Ausschau halten lassen: „Golfplatz|Vorsicht!|Fliegende Golfbälle|Gelände bitte nicht betreten|Golfclub Norderney e.V.“.
Vor kurzem durfte ich endlich Teil des Grunds werden, weshalb Radfahrer auf Höhe des Golfhotels ängstlich werden. Ich treffe mich mit Jan-Jorgen de Vries, Golflehrer auf dem Golfplatz Norderney; dem ältesten Dünengolfplatz Deutschlands.
Zunächst zeigt mir Jan-Jorgen den Golfplatz und erklärt mir währenddessen die Besonderheiten eines Links-Course bzw Links-Golfplatz, erzählt mir etwas über die Geschichte des Golfsports und die grundlegenden Regeln beim Spiel. Ich könnte ihm ewig zuhören; nicht nur, weil er gut erzählen kann und immer mal wieder Witze in seine Erzählungen einbaut, sondern auch, weil er ursprünglich aus Den Haag kommt. Würde ich Hörbücher hören – dann nur welche, die von Holländern eingesprochen wurden.

118767752_904787906924519_697682573730841780_nDer Golfplatz auf Norderney ist wunderschön, naturbelassen und bietet ganz besondere Ausblicke – und hat recht wenig gemein mit den saftig-grünen, exakt angelegten Golfplätzen, wie man sie von manchen Hotelanlagen kennt. Und genau das ist auch die Besonderheit eines Links-Course: Das hat nämlich nichts mit der Richtung zu tun, wie Golf-Laien wie ich vermuten dürften, sondern bezeichnet die Art von Golfplatz, die meist auf Küstenabschnitten zu finden und besonders naturbelassen sind. Dünenlandschaften und sandiger Boden sowie häufig wechselnde Wind- und Wetterverhältnisse prägen das Spiel auf einem Links-Golfplatz.

Nach dem Gespräch und einem Rundgang über den Golfplatz darf auch ich ein paar Bälle schlagen. Dazu gehen wir auf die Driving Range – und ich stelle fest, dass ich beim Golfen Linkshänder zu sein scheine. Zumindest einige gute Abschläge schaffe ich, nachdem Jan-Jorgen mir einige Tipps zu Körper- und Schlägerhaltung gibt.
Nachdem ich (trotz der Golfball-Warnschilder) den Golfsport auf der Insel lange nicht wirklich wahrgenommen habe, hat mir der Nachmittag auf dem Golfplatz wirklich viel Spaß gemacht. Ob Golfen auf eigene Faust oder ein Golfkurs allein oder in der Gruppe: Als Abwechslung zu Strandspaziergängen und Restaurantbesuchen kann ich den Golfplatz Norderney nur empfehlen!


Hinter den Kulissen vom Badehaus  118790218_755764728609626_7931897999166815272_n
Im Badehaus war ich natürlich schon oft – ob zum Baden auf der Wassereben, zum Entspannen in der Sauna oder beim ganz besonderen, monatlich stattfindenden Event „Meeresleuchten“.
Hinter den Kulissen war ich nun zum Ende meines Inselbloggerjahres hin das erste Mal.
Ich treffe mich mit Herrn Wenzig, dem Geschäftsführer des Badehauses, und habe zunächst einige Fragen, die wenig mit der Aufbereitung des Wassers und den technischen Hintergründen zu tun haben. Denn: Mir sind die vielen Schilder im Badebereich sowie wartende Gäste im Eingangsbereich aufgefallen. Herr Wenzig erzählt mir, welche Auflagen das Badehaus wegen Corona zu erfüllen hat. So gibt es eine Maximalanzahl für jede Ebene im Badehaus, für jedes Schwimmbecken und jede Sauna. Auf der Wassereben weisen Infoschilder die Gäste darauf hin, wie viele Schwimmer sich in einem Becken aufhalten dürfen, auf der Feuerebene wird die Auslastung der Saunen durch Kopfstützen geregelt: sind alle Kopfstützen vergriffen, ist die Sauna voll belegt. Bis zu den Umkleiden müssen Masken getragen werden, die öffentlichen Bereiche noch häufiger gesäubert werden.

Eine Menge zusätzliche Arbeit also für das Team vom Badehaus, das nun nur noch etwa die Hälfte an Badegästen begrüßen kann. Ohnehin gibt es immer viel zu tun, im größten Thalassohaus Europas, das sich über 8.000 qm erstreckt. Herr Wenzig führt mich in den Keller des Badehauses, einen Bereich, in dem viel passiert, um den Gästen einen wohltuenden Aufenthalt zu ermöglichen; einen Bereich, an den wohl kaum ein Gast denkt, während er im warmen, sprudelnden Salzwasser entspannt. Auch im Keller des Badehauses ist es warm, immerhin laufen hier zig Filter, Pumpen und Wellenanlagen auf Hochtouren, damit der Betrieb im Badehaus reibungslos abäuft. Eine Menge Rohre verlaufen unter der Decke; Herr Wenzig kann über gefühlt jedes Rohr und jede Pumpe sagen, zu welchem Becken es gehört und welchen Zweck es erfüllt.
118790513_3260105117358516_6942861923768514246_nDas Wasser bezieht das Badehaus aus der Nordsee, am Weststrand ganz in der Nähe des Badehauses. Da einige Becken einen Salzgehalt wie das tote Meer aufweisen, wird zusätzlich Sole aus Süddeutschland bezogen; anders als in vielen anderen Thermen, in denen einfacher Salzzusatz verwendet wird. Auch der heilsame Norderneyer Schlick kommt direkt aus der Norderneyer Natur: Einmal jährlich werden mehrere Tonnen Schlick entnommen und dann im Badehaus aufbereitet. Die Schlickmühle, die Herr Wenzig mir zeigt, erinnert etwas an einen Betonmischer – und der Geruch erinnert mich ganz deutlich an meine Wattführung im Norderneyer Wattenmeer.
Nach der Führung durch die Kellerräume des Badehauses darf ich noch eine Anwendung testen. Das Badehaus bietet zahlreiche Thalasso-Anwendungen wie Schlick-Packungen, Massagen, Bäder oder Peelings an. Ich erhalte ein Fußpeeling mit Original Norderneyer Schlick und eine Fußmassage – obwohl ich anfangs doch recht kitzlig bin, finde ich die Massage extrem entspannend und den wärmenden Schlick sehr angenehm auf der Haut. Dem Norderneyer Schlick werden durch seine entzündungshemmenden und stoffwechselfördernden Inhaltsstoffe viele positive Auswirkungen auf den Körper zugeschrieben. Nachdem der Schlick auf meine Füße aufgetragen wurde, werde ich bei sanften Klängen klassischer Musik und mit einer Wärmflasche kurz allein gelassen; fast döse ich ein, so entspannt bin ich. Nach einer Weile wird der Schlick wieder abgewaschen und ich bekomme noch eine Massage; draußen höre ich den Wind pfeifen und die Regentropfen gegen das Fenster prasseln; ich könnte noch ewig dort bleiben.