Heute sind es noch 38 Tage, die mir auf der Insel bleiben – und wenn man meine Pläne für die verbleibende Zeit betrachtet, könnte man meinen, dass ich schon jetzt möglichst weit von Norderney entfernt sein will: Ein Inselrundflug, ein Fallschrimsprung und ein Ausflug nach Juist stehen auf meiner Wunschliste – also gar nicht mal so norderney-lastig, die letzten Wochen. Ansonsten steht viel Besuch an; Norderneyurlaub für Freunde auf den letzten Drücker sozusagen.
In den letzten Tagen konnte ich noch einige neue Dinge auf Norderney erleben – und das nach über 10 Monaten Inselzeit.
Ein bisschen belächelt habe ich die Segway-Gruppen immer, wenn sie mir auf der Insel begegneten – schließlich sieht die Fortbewegung mit dem einst als Mikromobilitäts-Pionier gefeierten Gefährt doch etwas seltsam aus. Umso gespannter war ich, als ich zu einer Segwaytour eingeladen wurde. Auch, weil ich gerade erst gelesen hatte, dass die Produktion des „Segway Personal Transporters“ zum 15.Juli eingestellt worden war.
Tourguide Michael von LandTours Norderney konnte die Gruppe aber beruhigen: Zumindest auf Norderney sollten Segwaytouren auch in zwanzig Jahren noch möglich sein, so gut ausgestattet ist das LandTours-Team.
Hinter den Segwaytouren stehen Jana und Michael Glabisch – eine Familie, die viele Ideen und frischen Wind auf die Insel brachte. Nicht nur die Segwaytouren, sondern auch Segwaypolo, der Escape Room am Golfhotel und das Cocktailtaxi, das Durstige überall auf der Insel mit frischen Drinks versorgt, wurden von den beiden ins Leben gerufen.
Wir treffen uns um 10 Uhr hinterm Cornelius am Nordstrand; neben meiner Freundin Rahel und mir wollen sich noch acht weitere Leute aufs Segway wagen – bis auf einen alle das erste Mal. Tatsächlich ist das auch die maximale Gruppengröße, mit der Guide Michael die Touren macht – schließlich will er sich bestmöglich um jeden Teilnehmer kümmern können. Nur bei großen Gruppenbuchungen wie zum Beispiel von Firmen oder Geburtstagen macht er eine Ausnahme. Dass er sich gut um jeden Gast kümmert, wird gleich zu Beginn klar. Zwar sind die Einweisungen mit Witzen und lockeren Sprüchen gespickt, aber trotzdem merkt man, dass ihm die Sicherheit der Teilnehmer besonders wichtig ist; und so gibt es kleine Probefahrten für jeden in der Gruppe. Ich frage trotzdem noch einmal lieber nach, ob es schon einmal Unfälle auf den Touren gab – aber angeblich ist bisher immer alles gut gegangen. Als alle sicher auf den Segways stehen, geht es los: Vom Nordstrand durch die Nordhelmsiedlung bis hin zum Bahnhof Stelldichein, an der Weissen Düne vorbei bis zum Wasserwerk, von dort Richtung Leuchtturm und durch ein Waldstück (das selbst ich noch nicht kannte), über den Planetenweg, am Klärwerk entlang bis zum Hafenbecken und über die Promenade zurück zum Ausgangspunkt. Eine ordentliche Strecke also, die wir mit Sicherheitsabstand wie eine große Entenfamilie auf den Segways zurücklegten. Immer mal wieder gab es kleine Übungseinheiten, die Herausforderung und Spaß zugleich brachten oder Erklärungen von Michael zu den verschiedenen Orten, an denen wir uns befanden. Für mich war die dreistündige Segwaytour der perfekte Mix aus Inseltour, Information und Spaß am Fahren; ein großes Plus war mit Sicherheit auch, dass Michael ein echter Entertainer ist – und ihm am wichtigsten ist, dass am Ende alle mit einem breiten Grinsen vom Segway steigen.
Nach der Fahrt konnte die Gruppe im Cornelius bei Kaffee und Kuchen entspannen und sich über die Tour austauschen. Die Zeit ohne Segway unter den Füßen nutzte Michael außerdem dazu, die Gruppenmitglieder mit Fotos und Videos zu versorgen, die er während der Fahrt gemacht hatte.
Meine Freundin und mich lud Michael außerdem zu einem Schnuppertraining Segwaypolo ein: Wir sind gespannt und freuen uns drauf!
Die Touren finden jeden Tag statt, nur bei Sturm und Gewitter fällt der Segway-Spaß aus. Teilnehmer müssen mindestens 14 Jahre alt sein.
Yoga im Studio gibt es überall – das hat sich auch Julia Ristow gedacht und bietet deshalb im Sommer Yogakurse an ganz besonderen Orten auf der Insel an. Ob auf dem Dach der WattWelten, der Rooftopbar vom NewWave Hotel, am Strand oder – wie in meinem Fall – auf der Wiese neben der Weststrandbar. Ich entscheide mich für einen Kurs am Morgen – und besser hätte ich wahrscheinlich kaum in den Tag starten können. Während uns die Sonnenstrahlen den Rücken wärmen, können wir von der Yogamatte aus das Meer sehen, die Möwen schreien hören und uns den Wind um die Nase wehen lassen. Vom Yoga-Kurs bei Julia war ich schon im Winter überzeugt – und das, obwohl er da noch im Studio stattfinden „musste“. Vor traumhafter Kulisse und an der frischen Luft ist es aber noch einmal ein ganz neues Erlebnis, das ich jedem nur ans Herz legen kann.
Seien wir ehrlich: So richtig auf einem Segelboot gesehen habe ich mich eigentlich nicht. Schließlich wurde mir selbst auf dem Segway schon ein wenig übel; schaukeln, Trampolin springen, das alles ist eher kritisch für mich und meinen Magen. Aber: Was ist schon so ein Inseljahr ohne jede Menge Wasser oder Boot unter den Füßen?
Sid Behrend von der Segelschule im Yachthafen machte mir das Angebot, dass ich einmal bei ihm „mitsegeln“ kann – was bedeutet, dass man so viel und wenig helfen darf, wie man eben will.
Ursprünglich war eine Abend-Sonnenuntergangs-Tour geplant, da aber viel Regen erwartet wurde, wurde der Segeltrip spontan auf den Morgen verschoben. Wasser von unten: gern, Wasser von oben: lieber nicht.
Wir treffen uns an der Segelschule am Yachthafen und gehen nach kurzer Einweisung zusammen zum Steg – die Yacht „Sea Scoter“ liegt für die Vierergruppe plus Segellehrer bereit. Sid erklärt viel, von dem ich mir zumindest anfangs maximal die Hälfte merken kann; am Ende des Segeltörns habe ich dann aber doch einige Begriffe drauf. Ich darf die Yacht aus dem Hafenbecken steuern und bin angesichts dieser Verantwortung kurz überfordert. Kaum habe ich fünf Minuten lang mitgeholfen, lehne ich mich schon zurück und freue mich, dass zwei Teilnehmer dabei sind, die schon oft gesegelt sind und Ahnung und Lust mit an Bord gebracht haben. Fast bis zur Weissen Düne segeln wir – und während die anderen arbeiten, genieße ich die Aussicht, die frische Luft, Gespräche mit der Gruppe, die Weite des Meeres und die Möglichkeit, zwei Seehunde aus der Nähe beobachten zu können. Gefühlt sind wir kaum losgefahren, als es schon wieder zurückgeht; dafür zieht sich für mich der Rückweg etwas: Die Wendemanöver erinnern mich kurz daran, dass ich nicht wirklich für wacklige Untergründe und rasante Bewegungen gemacht bin. Spätestens beim Einlaufen in den Hafen bin ich aber wieder fit – und würde sofort wieder auf ein Boot steigen und die Ruhe auf dem Wasser genießen.
Neben den Segeltörns zum mitsegeln bietet die Segelschule auch Kurse und Prüfungen für Bootsführerscheine an.
Volle vier Wochen Sport vor schönster Kulisse: Das ist noch bis zum 15. August bei Sport am Meer auf der Eventfläche am Januskopf möglich. König Event Marketing organisiert in „normalen“ Jahren bekannte Events wie das White Sands Festival oder Summertime@Norderney. Da solche Großveranstaltungen in diesem Jahr ausfallen müssen, wurde spontan die Sportveranstaltungsreihe „Sport am Meer“ ins Leben gerufen. Die vier Wochen haben verschiedene Schwerpunkte: Yoga, YAB (Höhle der Löwen: Your Active Body), Jumping Fitness und Spinning.
Ich durfte bisher an zwei Sportkursen teilnehmen und bin begeistert: Sport in der Gruppe, der Blick aufs Meer und großartige Trainer und Trainerinnen machen aus dem Fitnessangebot eine runde Sache.
Über Liebesgeschichten oder Kriminalromane, die Norderney als Spielort haben, können sich Inselfans schon seit einer Weile freuen. Nun gibt es endlich auch ein Kinderbuch, das auf der Nordseeinsel spielt: Sandkörnchens spannender Tag auf Norderney. Oona Thim und Iris Antonia Paul haben das Buch geschrieben und gestaltet – mit wunderschönen Fotos, einer tollen Geschichte und kinderfreundlichen Erklärungen für alles, was sich Kinder im Inselurlaub vielleicht schon immer gefragt haben. Ein tolles Mitbringsel aus dem Urlaub!
Norderney scheint zum Schreiben zu verleiten: Vor ein paar Tagen traf ich mich mit der Autorin Barbara Wendelken auf Kaffee und Kuchen in der Kaffeegeniesserei. Zu Recherchezwecken für ihre neue Krimiserie verbrachte die Autorin einige Tage auf der Nordseeinsel – die bei strahlendem Sonnenschein gar nicht so sehr zu düsteren Mordfällen passen wollte. Barbara Wendelken dachte trotzdem eifrig über den perfekten Mord für ihr nächstes Buch nach – und stellte mir dazu einige Frage über die Insel. Ich bin gespannt, was die ostfriesische Autorin aus unserem Gespräch macht; und wer weiß, vielleicht finde ich ja sogar einen Platz in der Geschichte.