Sommer


In den letzten Wochen kam die Sommersaison endlich so richtig in Schwung: Teilweise zu sehr für Corona-Beschränkungen, an die sich auch die Frisia halten muss.
Mein Bruder beispielsweise musste eine weitere Stunde in Norddeich verweilen, da die Fähre keine weiteren Passagiere befördern durfte – gut, dass die Fähre zumindest wieder häufiger fährt; zu Corona-Hochzeiten hätte auf die nächste Fähre zu warten häufig bedeutet, dass auf den nächsten Tag gewartet werden muss.


IMG_20200626_210109_891Mit meinem Zwillingsbruder stand viel Sport auf dem Programm: Radtouren, Tennis, Stand-Up-Paddling (Peppa war das erste Mal mit auf dem Brett) und ein Windsurfkurs.
Der Kurs geht je nach Zeit der Teilnehmer 3 bis 5 Tage lang, enthält aber immer 10 Praxis- und 2 Theoriestunden. Am Ende des Kurses steht den Teilnehmern frei, ob sie eine Prüfung ablegen wollen oder nicht.
Wir machen den Kurs an vier Tagen und: Haben riesiges Glück mit dem Wetter. Die Sonne scheint und Wind ist an allen Tagen perfekt für Anfänger geeignet.
Die Gruppe besteht aus vier Leuten; die Surflehrerin hat also für jeden ausreichend Zeit und die Möglichkeit, sich um alle Fragen und Problemchen zu kümmern.
Nach ein paar theoretischen Einweisungen und ersten Trockenübungen an Land geht es schon am ersten Tag direkt aufs Wasser. Angeblich sind wir alle richtig gut: Keine Ahnung, ob das tatsächlich stimmt, oder ob es zum Job gehört, Teilnehmer zu loben, damit sie bei der Stange bleiben. Ich find mich auf jeden Fall ziemlich gut, also muss es wohl stimmen.
Am zweiten Tag gibt’s mehr Wind – und zusätzlich bekomme ich ein größeres Segel, also zwei neue Herausforderungen auf einmal. Nachdem wir am ersten Tag meist einfach abgestiegen sind, um die Richtung zu ändern und die langsame Wende lernten, lernten wir am zweiten Tag bereits, wie man schnell wendet und lenkt.
IMG_20200626_204939_799Am dritten Tag gab es vorm Windsurfen noch einmal eine längere theoretische Einheit, um uns auf die (freiwillige) theoretische Prüfung am nächsten Tag vorzubereiten.
Am nächsten Tag stand dann die theoretische Prüfung an; lernen ist leider nicht so meins, es klappte aber auch so. Nach bestandener Prüfung ging es  noch einmal für ein paar Stunden aufs Wasser – wir lernten eine (noch schnellere) Wende, fuhren zeitweise in der Gruppe – und waren am Ende alle ziemlich k.o. Ich nahm mir ein Andenken an den Surfkurs mit, das bis heute mein Gesicht ziert: In den letzten zehn Minuten fiel mir der Mast gegen den Kopf. Ergebnis: Blaues Auge, dickes Ei, einige Kratzer.

Der Kurs hat super viel Spaß gemacht, gerade weil wir in einer kleinen Gruppe waren und die Surflehrerin uns alles bestens erklären konnte. Besonders gut an einem Windsurfkurs auf Norderney: Wind ist eigentlich meistens da.

IMG_20200717_162336_649Auch Peppa wird endlich ein Surfer-Girl: Mittlerweile ist sie auf dem Stand-Up-Paddle-Board ziemlich entspannt und schläft fast.


Vor einigen Tagen dann ein weiteres Highlight: Ich wollte schon lange mal einen Strandritt machen – und war immer ein klein wenig neidisch, wenn ich andere Reiter am Strand entlang – und durchs Wasser reiten gesehen habe. Die Reitschule Junkmann neben der Meierei bietet ganzjährig Strandritte an und führt diese auch immer durch, sofern kein Sturm oder Gewitter ist. Wir haben zum Glück gutes Wetter – und so treffen wir uns bei schönstem Sonnenschein auf dem Hof der Reitschule. Das Team der Reitschule Junkmann kümmert sich bestens um alle Teilnehmer des Strandritts, versorgt uns mit Helmen und ordnet uns die Pferde zu.

IMG_20200717_191040_056Auf dem Ausritt sind wir mit den beiden Begleitpersonen zu zehnt: So groß sind die Gruppen allerdings nicht immer – wenn sich nur eine Person anmeldet, wird der Strandritt eben auch zu zweit durchgeführt. Die Reitschule Junkmann bietet aber auch Individualritte an – ob für Hochzeitspaare oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen; das Team versucht, auf alle Wünsche einzugehen. Ich hatte früher selber zwei Pferde, habe aber seit mindestens fünf Jahren gar nicht im Sattel gesessen, deshalb habe ich mich lieber für einen Anfängerritt angemeldet. Das ist auch das häufigste Problem bei den Gruppenritten, wie mir Arne Sauerbrey später erzählt: Dass die Teilnehmer ihr Können häufig überschätzen und dann tatsächlich weit unter dem Leistungsniveau der Gruppe liegen. Ich fühle mich zurück im Sattel zum Glück ein wenig wie beim Radfahren: Gefühlt habe ich nichts verlernt. Ich erinnere mich an alle Sätze, die sich mir vor Ewigkeiten im Reitunterricht ins Gedächtnis gebrannt haben: Schenkelschluss, Hacken nach unten, aufrecht sitzen.
Mein Pferd heißt Rolex; ein entspanntes Pferd, das seinen Job kennt und ausführt, ohne zu murren.
IMG_20200717_191040_058Durch die Dünen geht es für uns an den Nordstrand –  mal im Schritt, mal im Trab und mal im Galopp bis fast zur Weissen Düne. Als wir ins Meer gehen, merkt man, dass auch die besttrainierten Pferde eben doch nur Tiere sind: Die einen mögen das Wasser, die anderen nicht so sehr – und eins der Pferde will am liebsten gleich baden gehen. Wir schaffen es aber dennoch alle wohlbehalten zurück zum Stall. Ohnehin gibt es von den Ausritten kaum Unfälle oder Verletzungen zu vermelden, meint Arne.
Zurück auf dem Hof werden die Pferde abgesattelt, die Beine gewaschen und dann geht’s in die Box: Feierabend!


IMG_20200712_194000_124Am 18.07 wäre eigentlich der Insellauf gewesen; mit mehreren hundert Läufern. Coronabedingt musste dieser – wie so vieles – ausfallen. Als Entschädigung für die, die eigentlich mitgelaufen wären, als Einstimmung für den neuen Insellauftermin am 11.Oktober und einfach als kleine Inseltour für alle, die gedanklich fast immer bei ihrer Lieblingsinsel sind, wurde dennoch ein kleiner Insellauf gestartet und live auf Instagram und Facebook gestreamt.
Ich gehörte zu dem Team, das stellvertretend für alle anderen Teilnehmer an den Start ging – und meine Vorbereitung für den Lauf war..eher dürftig. Einmal plante ich, joggen zu gehen, kam mir aber schon nach wenigen Metern dämlich vor: Jeder, der mich dabei sehen dürfte, würde sich wundern – da war ich mir sicher. Ich arbeite nur 30 Stunden im Monat, wohin sollte ich es also so eilig haben, dass ich mich nicht einfach wie ein normaler Mensch in einer ganz normalen Schrittgeschwindigkeit fortbewegen könnte? Will ich langsam vorankommen, gehe ich; will ich schnell ans Ziel kommen, fahre ich Rad. Laufenderweise schnell sein zu wollen, erscheint mir einfach unsinnig. Niemand hat das Rad erfunden, nur, damit wir nach wie vor unsere Füße benutzen.
Zwei Tage vor dem Lauf ging ich dann tatsächlich einmal joggen, nur um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lang fünf Kilometer sind: Gar nicht mal so lang.
Der Insellauf startete um 20 Uhr, ich war seit 12 Uhr auf dem 30. Geburtstag einer Freundin: Wenn Bier trinken als Aufwärmprogramm gilt, dann bin ich auf jeden Fall top vorbereitet an den Start gegangen. Aber wie ich hörte, scheint das mittlerweile Inselbloggertradition zu sein, angetrunken oder verkatert zu Sportveranstaltungen zu erscheinen – zumindest hat mein Vorgänger das genauso gemacht.
In einer Gruppe von 7 Läufern und 2 Radfahrern mit Kamera ging es los – die ersten Kilometer klappte das auch ganz gut, bis sich dann die schnelleren Läufer samt Radfahrern absetzten – und samt Läufer auch die Kenntnis über die richtige Route verschwand. Zwar waren die meisten ganz gut ins Schwitzen gekommen, aber eben nicht genug, als dass ich den Weg anhand einer Geruchsfährte hätte erahnen können; auch Wegweiser gab es keine. Ins Ziel gekommen sind wir dennoch alle, wenn auch auf unterschiedlichen Wegen und mit unterschiedlichen Zeiten.


IMG_20200623_133648Der Roman „Der Dünensommer“ von Sylvia Lott nimmt den Leser mit auf eine Reise nach Norderney. Das Besondere daran: Man erfährt die Insel im Buch nicht nur so, wie die meisten von uns sie jetzt kennen, sondern reist auch in die Vergangenheit. Der Roman spielt in zwei Zeiten: Im Jetzt, aber auch im Jahr 1959. Ein Buch, dass sich nicht nur für Inselfans eignet, die viele ihrer Liebslingsorte im Buch wiederentdecken können, sondern dass auch Sehnsucht bei Lesern wecken dürfte, einmal an den Handlungsort zu reisen. Ein schöner Sommerroman, der neben Handtuch und Sonnencreme in jede Strandtasche gehören sollte.

„Norderney 1959. Ulla führt ein scheinbar sorgloses Leben. Sie ist jung und gutaussehend, mit einem wohlhabenden Hamburger Verleger verheiratet und verbringt die Sommermonate im schicken Nordseeheilbad. Doch ihr Aufenthalt dort hat einen ernsten Hintergrund: nach drei Jahren Ehe sind Ulla und ihr Mann noch immer kinderlos, das maritime Klima soll Ullas Gesundheit stärken. Fernab vom stickigen Hamburg flaniert sie auf der Strandpromenade, badet, feiert und genießt das ungewöhnlich heiße Wetter. Man spricht von einem Jahrhundertsommer, und alle spielen ein bisschen verrückt. Ulla lernt den mittellosen jungen Fotografen Hans kennen, der so anders ist als ihr Gatte. Bald entstehen zarte Gefühle zwischen den beiden und als das Ende des Sommers näher rückt, muss Ulla eine schwierige Entscheidung treffen…“